Botendienst als Standortsicherung auf dem Land |
Daniela Hüttemann |
22.11.2019 12:40 Uhr |
Wenn der Patient immer seltener in die Apotheke kommt, muss die Apotheke zu ihm kommen, ob per Telepharmazie oder einem ausgeweiteten Botendienst. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann
Gerade in Schleswig-Holstein nehme das Problem zu, dass vielerorts die Ärzte fehlen. Das macht es für die Apotheken noch schwieriger, den Betrieb aufrecht zu erhalten, dabei sind sie gerade dann gefragt, wenn kein Mediziner mehr vor Ort ist. Die Kombination aus dem erweiterten Botendienst plus das in naher Zukunft kommende E-Rezept könne genau diesen Apotheken helfen, ihre Existenz zu sichern, hofft Christiansen, der selbst eine Apotheke im Dorf Steinbergkirche in der Nähe der Flensburger Förde betreibt.
Er plädierte dafür, die Digitalisierung nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance für neue telepharmazeutische Dienstleistungen zu sehen. Bei der Einführung des E-Rezeptes müsse aber auf jeden Fall sichergestellt werden, dass die freie Apothekenwahl erhalten bleibt. So sollten Ärzte die E-Rezepte an einen neutralen Server schicken und nicht direkt auf Geheiß des Patienten an bestimmte (Online-)Apotheken. Vorstöße wie der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft in Köln, die ein gemeinsames Projekt mit DocMorris plant, sieht Christiansen kritisch.
Zu den großen Sorgen der Apotheker zählen natürlich auch die Lieferengpässe. Der Kammerpräsident forderte die Retax-Abteilungen der Kostenträger zu mehr Zurückhaltung auf. Schließlich stehe die Patientenversorgung, um die sich Apotheker tagtäglich bemühen, im Vordergrund. »Die Krankenkassen sollten sich lieber um eine gesicherte Versorgung als um Retaxationen Gedanken machen«, forderte er. Es sei offensichtlich, dass die derzeitigen Instrumente hierfür nicht geeignet seien, so Christiansen im Hinblick auf die Rabattverträge.
Umgekehrt investieren die Apotheker in Schleswig-Holstein weiter in ihre Beratungsqualität. In diesem Jahr führte die Kammer rund 300 Testkäufe durch, davon die Hälfte bei Apotheken, die selbst darum gebeten hatten. »Wir verzeichnen ein großes Interesse an der Sicherstellung der Beratungsqualität«, freute sich Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski. Im Kammervergleich bundesweit liege man an zweiter Stelle bezogen auf die Häufigkeit solcher Pseudo-Customer-Angebote. Die Kammerversammlung begrüßte, dass die Testkäufe fortgeführt werden.
Zudem will sich die Kammer dem Projekt Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken (ATHINA) anschließen, das ursprünglich von der Apothekerkammer Nordrhein initiiert wurde. Der erste Fortbildungskurs zum Medikationsmanagement laufe noch in diesem Jahr an. »Das Interesse unserer Mitglieder ist sehr groß«, sagte Fortbildungsleiterin Jutta Clement, die die Eckpunkte von ATHINA vorstellte.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.