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Hypertonie in der Schwangerschaft

Blutdruck senken schützt Mutter und Kind

Bereits bei leicht erhöhtem Blutdruck in der Schwangerschaft lohnt sich eine medikamentöse Therapie. Das legt nun eine britische Studie nahe. Eine aktive Behandlung kann demnach das Risiko für Komplikationen bei Mutter und Kind wie Frühgeburt und Präeklampsie senken.
Laura Rudolph
06.04.2022  10:30 Uhr

Trotz des drei- bis fünffach erhöhten Risikos für Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt, blieb die Behandlung von leicht bis mäßig erhöhtem Blutdruck der werdenden Mutter bisher (<160/100 mm Hg) umstritten. Die Annahme: die Therapie begünstige ein zu geringes Geburtsgewicht. Nun liefert eine britische Studie Hinweise für einen eindeutigen Nutzen für Mutter und Kind.

Ein Forscherteam um Erstautor Dr. Alan Tita der University of Alabama in Birmingham untersuchte in einer unverblindeten, randomisiert kontrollierten Studie 2408 werdende Mütter mit leichter chronischer Hypertonie (<160/100 mm Hg), die sich zu Studienbeginn maximal in der 23. Schwangerschaftswoche befanden; darunter keine Mehrlings-Schwangerschaften. 1208 Frauen bildeten die Interventionsgruppe: 61,7 Prozent von ihnen erhielten Labetolol, 35,6 Prozent Nifedipin und 2,7 Prozent andere Blutdrucksenker. 1200 Frauen erhielten keine Antihypertonika und dienten als Kontrollgruppe. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team jetzt im Fachjournal »The New England Journal of Medicine«.

Niedrigeres Risiko für Komplikationen

Eine aktive Medikation gegen Hypertonie senkte das Risiko für Komplikationen wie Plazentaablösung, Präeklampsie und Tod- oder Frühgeburt (≤ 35. Schwangerschaftswoche). Während es in der Kontrollgruppe 37 Prozent betrug, sank dieser Wert in der Interventionsgruppe auf 30,2 Prozent. Im Detail verringerte sich etwa das Risiko für Präeklampsie durch eine aktive Blutdrucksenkung von 29,1 Prozent auf 23,3 Prozent, das Risiko für eine Frühgeburt von 16,7 Prozent auf 12,2 Prozent.

Schwerwiegende mütterliche Komplikationen erlitten 2,8 Prozent der Frauen ohne Behandlung, wohingegen dieser Wert in der Interventionsgruppe auf 2,1 Prozent sank. Die Inzidenz schwerer Komplikationen beim Neugeborenen lag bei 2,0 Prozent (Interventionsgruppe) beziehungsweise bei 2,6 Prozent (Kontrollgruppe). Schwangere in der Interventionsgruppe gebaren zu 11,2 Prozent Kinder mit einem niedrigen Geburtsgewicht unterhalb des 10. Perzentils, in der Kontrollgruppe waren es 10,4 Prozent. Zwar schien sich die aktive Blutdrucksenkung demnach negativ auf das Geburtsgewicht auszuwirken; der Gewichtsunterschied erwies sich nach einer Korrekturanalyse aber als nicht signifikant.

Fazit: Senken werdende Mütter ihren Bluthochdruck auf unter 140/90 mm Hg, profitieren davon nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Kinder, wie die Studie nahelegt. Dies gilt bereits für leicht bis mäßig erhöhte Bluthochdruckwerte.

 

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