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Osteoporose

Bisphosphonate wirken unter NSAR-Einnahme weniger gut

Nicht steriodale Antirheumathika (NSAR) wechselwirken offenbar mit dem Bisphosphonat Clodronat. In einer Studie haben Ibuprofen und Co. die schützende Wirkung des Osteoporosemittels bei älteren Frauen fast gänzlich aufgehoben.
Laura Rudolph
27.04.2022  18:00 Uhr

Bisphosphonate kommen meist bei Osteoporose zum Einsatz. Sie lagern sich an das Hydroxylapatit der Knochen an und schützen ihn dadurch vor dem Abbau durch Osteoklasten. Gegen Osteoporose-bedingte Schmerzen können zudem NSAR helfen. Ob und wie diese Schmerzmittel die Bisphosphonat-Wirkung beeinflussen, untersuchten Forschende von der University of Sheffield in England unter Leitung von Professor Dr. Eugene McCloskey.

Das Team um Erstautor Zhangan Zheng führte eine Post-hoc Analyse einer bereits abgeschlossenen, randomisierten, kontrollierten Studie durch, die den Einfluss von Clodronat auf das Frakturrisiko bei Frauen ab 75 Jahren untersuchte (»Journal of Bone and Mineral Research« 2009, DOI: 10.1359/jbmr.061008). Die Ergebnisse veröffentlichte es kürzlich im Fachjournal »Journal of Bone and Mineral Research« (DOI: 10.1002/jbmr.4548).

An der Studie hatten 5212 Probandinnen aus der britischen Stadt Sheffield und Umgebung teilgenommen. Sie erhielten über drei Jahre entweder täglich 800 mg Clodronat oder Placebo. Zu Studienbeginn ermittelten die Forscherinnen und Forscher den Gesundheitszustand, die Menge an Markern für Kollagenbildung und Knochenabbau im Blut sowie die Knochendichte im Hüftbereich. Im Rahmen einer Selbstauskunft gaben 21 Prozent der Teilnehmerinnen an, aktuell oder im vergangenen Monat NSAR verwendet zu haben, darunter am häufigsten Ibuprofen und Diclofenac.

Clodronat wirkte kaum noch unter NSAR-Einnahme

Die zusätzliche Einnahme war in der Clodronat-Gruppe mit einem starken Wirkungsverlust des Bisphosphonats verbunden. In der gesamten Interventions-Gruppe reduzierte sich das Risiko für Knochenbrüche durch Clodronat um 23 Prozent. Bei Teilnehmerinnen, die keine zusätzlichen NSAR einnahmen, reduzierte sich das Risiko um 28 Prozent. Dagegen betrug die Risikoreduktion bei NSAR-Anwenderinnen lediglich nicht signifikante 5 Prozent. Die Schmerzmittel hoben die protektive Bisphosphonat-Wirkung somit fast gänzlich auf.

Dagegen beeinflusste die Einnahme von NSAR das Frakturrisiko innerhalb der Placebogruppe nicht. Das lässt keinen direkten Einfluss von NSAR auf das Frakturrisiko vermuten. Vielmehr halten es die Autoren für wahrscheinlich, dass NSAR die Aufnahme von Clodronat im Darm beeinträchtigen könnten. Die intestinale Absorptionsrate von Clodronat (1 bis 2 Prozent) liegt deutlich über der anderer Bisphosphonate wie Alendronat (< 1 Prozent), wodurch eine gestörte Aufnahme hier mehr ins Gewicht fallen würde.

Die Studie liefert jedoch keine Anhaltspunkte für mögliche Mechanismen auf, da sie ursprünglich nicht für diese Fragestellung ausgelegt worden war. Das Forscherteam plädiert jedoch dafür, den Zusammenhang weiter zu untersuchen und auch Männer und jüngere Menschen jeden Geschlechts in zukünftigen Studien zu berücksichtigen.

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