Bislang nur 3600 von 200.000 Dosen genutzt |
Zu Beginn einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion können Risikopatienten mit monoklonalen Antikörpern behandelt werden, was jedoch aufgrund der Applikationsweise als Infusion derzeit noch nicht besonders praktikabel ist. / Foto: Imago images / Peter Widmann
Die Bundesregierung hatte Ende Januar mitgeteilt, 200.000 Dosen monoklonaler Antikörper für Covid-19-Patienten im Wert von 400 Millionen Euro gekauft zu haben. Die Präparate werden unter anderem an ausgewählte Uniklinik-Apotheken geliefert. Gedacht sind sie zur Behandlung SARS-CoV-2-Infizierte mit leichter Covid-19-Erkrankung, die jedoch ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Dazu gehören Menschen über 50 Jahren, Menschen mit Immunsuppression (zum Beispiel wegen Chemotherapie oder Organtransplantation), chronischen Nierenerkrankungen, deutlichem Übergewicht, bestimmten Lungenerkrankungen und Menschen mit Trisomie 21 (Down-Syndrom).
Sind diese jedoch nur leicht erkrankt, sind sie in der Regel nicht in stationärer Behandlung. Da die Präparate bislang jedoch nur als mehrstündige Infusionen zur Verfügung stehen, können sie im Prinzip nur stationär oder speziellen Arztzentren eingesetzt werden. Bislang kamen die Antikörper daher vor allem bei Infizierten zum Einsatz, die zum Beispiel aufgrund einer Krebstherapie ohnehin stationär behandelt wurden. Mit Stand 16. Juli seien insgesamt erst rund 3600 Einheiten abgegeben worden, hieß es vom Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage der Deutschen Presseagentur (dpa). Die monoklonalen Antikörper sind den Angaben nach teils bis Herbst 2021 haltbar, teils aber auch deutlich länger. Zum Teil arbeiten die Hersteller bereits an einer subkutanen Applikation, was die Anwendung deutlich vereinfachen und auch im ambulanten Bereich ermöglichen würde.
Erste Rückmeldungen aus der Anwendungspraxis seien positiv, so das BMG. Diese Einschätzung teilt auch die Berliner Charité. Gut drei Monate nach dem Start einer sogenannten Antikörperambulanz sind dort rund 150 Patientinnen und Patienten versorgt worden. Das teilte die Universitätsklinik auf Anfrage mit. «Wir sind in der abfallenden dritten Welle an den Start gegangen, sodass wir keine Busladungen von Patienten mehr hatten. Aber es sind bisher trotzdem viele Betroffene nach einer Behandlung in der Ambulanz erleichtert vom Hof gegangen», sagte der Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie, Norbert Suttorp, der dpa.
Die ersten Symptome der Infektion sollten demnach nicht länger als fünf Tage zuvor aufgetreten sein, das positive Testergebnis nicht älter sein als 72 Stunden. Patienten können über einen Arzt bei der Ambulanz angemeldet werden. Es werden nicht nur Berlinerinnen und Berliner behandelt. Mit Blick auf eine vierte Welle, die nach seiner Einschätzung auch in den Krankenhäusern spürbar werden dürfte, sei man an der Charité froh, dass die Präparate zur Verfügung stehen, sagte Suttorp. Als Kombinationstherapie könnten die Antikörper auch gegen Delta eingesetzt werden.
Die SARS-CoV-2-Antikörper sind bisher in der Europäischen Union noch nicht zur Therapie von Covid-19 zugelassen, sie können jedoch nach individueller Nutzen-Risiko-Abschätzung der Ärztinnen und Ärzte eingesetzt werden. Mit ersten Zulassungen durch die Europäische Kommission werde noch im dritten Quartal 2021 gerechnet, so das BMG gegenüber dpa.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.