Biontech startet Phase-II-Studie mit Krebsimpfstoff |
Christina Hohmann-Jeddi |
22.06.2021 18:00 Uhr |
Einen mRNA-Impfstoff gegen eine fixe Kombination von vier tumorspezifischen Antigenen bei fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs hat das Unternehmen Biontech entwickelt. / Foto: Adobe Stock/Trsakaoe
Die nun gestartete Studie untersucht den therapeutischen Krebsimpfstoffkandidaten BNT111 in Kombination mit Cemiplimab (Libtayo®) in Patienten mit Anti-PD1-refraktärem/rezidiviertem, inoperablem Melanom (Stadium III oder IV). Das teilte das Mainzer Unternehmen Biontech am 18. Juni mit. BNT111 ist der wichtigste Kandidat von Biontechs FixVac-Plattform, danaben sind noch vier weitere in der Entwicklung.
Wie bei dem Covid-19-Impfstoff Tozinameran (Comirnaty®) des Unternehmens basiert die Vakzine auf mRNA, die im Körper von Geimpften abgelesen und zur Produktion von Proteinen verwendet wird, wobei das eigentliche Impfantigen gebildet wird. Gegen dieses richtet sich dann die Immunantwort. Statt für virale Antigene kodiert die mRNA des Impfstoffkandidaten BNT111 für eine feste Kombination von vier krebsspezifischen Antigenen: NY-ESO-1, MAGE-A3, Tyrosinase und TPTE. In mehr als 90 Prozent der Melanome von Patienten ist mindestens eines dieser vier Antigene zu finden. Die mRNA wird mit einer RNA-Lipoplex-Rezeptur formuliert. Die Impfung soll eine »starke und präzise Immunantwort« gegen den Tumor auslösen, so Biontech.
Die BNT111-01-Studie soll in Zusammenarbeit mit Regeneron in Spanien, Deutschland, Italien, Polen, Großbritannien, den USA und Australien durchgeführt werden. Die offene, randomisierte Studie überprüft die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von BNT111 in Kombination mit dem monoklonalen Anti-PD1-Antikörper Cemiplimab von Regeneron und Sanofi. Durch die Bindung an den PD-1-Rezeptor auf T-Zellen verhindert dieser Antikörper, dass die Liganden PD-L1 und PD-L2 an den Rezeptor andocken und die T-Zell-Funktion hemmen. Dadurch verstärkt der Wirkstoff die T-Zell-Antwort einschließlich der Anti-Tumor-Antwort.
Die Studie schließt insgesamt 120 Patienten ein, um die Wirkung der Medikamentenkombination sowie die alleinige Wirkung von BNT111 und Cemiplimab zu untersuchen (NCT04526899). Der primäre Endpunkt ist die Gesamtansprechrate von BNT111 in Kombination mit Cemiplimab. Sekundäre Endpunkte beinhalten die Gesamtansprechrate von BNT111 und Cemiplimab als Monotherapie, die Dauer der Wirkung sowie die Sicherheit.
»In der frühen klinischen Untersuchung konnten wir für BNT111 bereits ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil sowie ermutigende erste Ergebnisse feststellen«, sagte Dr. Özlem Türeci, Mitgründerin und Chief Medical Officer bei Biontech. Es sei das ursprüngliche Ziel des Unternehmens, das Potenzial von mRNA-basierten Impfstoffen für die Behandlung von Krebspatienten zu verwirklichen.
Biontech hat insgesamt 14 potenzielle Immunonkologika in der Pipeline. So arbeitet das Unternehmen zum Beispiel an einer individualisierten gegen Neoantigene gerichteten T-Zelltherapie namens BNT221. Darüber hinaus befinden sich auch CAR-T-Zelltherapien und weitere mRNA-basierte Krebsimpfstoffe in der Entwicklung.
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