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Daten aus Israel

Biontech-Impfung senkt Infektiosität

Das Resultat einer israelischen Studie ist auf den ersten Blick ermutigend: Infizieren sich Menschen nach einer Comirnaty-Impfung mit dem Coronavirus, reproduzieren sie anscheinend weniger Viren als Ungeimpfte – und wären damit weniger ansteckend. Das gelte schon nach einer einzigen Impfdosis.
dpa
PZ
13.02.2021  14:00 Uhr

Es ist in der derzeitigen Phase der Pandemie eine zentrale Frage: Wie gut schützt eine Impfung Menschen vor der Krankheit Covid-19 und sind Geimpfte im Falle einer Infektion auch weniger ansteckend? Letzteres untersuchte das Team um Idan Yelin vom Institute of Technology in Haifa an Laborbefunden von insgesamt knapp 5800 Infizierten, die nachträglich ausgewertet wurden.

Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte eine Impfdosis Tozinameran, also den Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty® (BNT162b2), erhalten, die anderen waren ungeimpft. Bei jenen 1140 Menschen, deren Impfung bereits 12 bis 28 Tage zurücklag, war die per PCR-Untersuchung ermittelte Viruslast um den Faktor vier geringer als bei den Ungeimpften. Die Daten wurden vor Kurzem auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht und haben noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen.

Erst vor Kurzem hatten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums gezeigt, dass dieser Impfstoff auch in der »echten Welt« hält, was er in den Zulassungsstudien verspricht: Demnach infizierten sich nur 317 von 715.425 Personen, die beide Impfdosen erhalten hatten. Das entspricht 0,04 Prozent. 16 mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Professor Dr. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing wertet das Resultat der neuen Studie als «Anlass zu Hoffnung». Der Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin betont: «Der Impfstoff BNT162b2 führt nicht nur zu einem Individualschutz des Geimpften hinsichtlich einer Covid-19-Erkrankung, sondern es ist davon auszugehen, dass bei einer ausreichenden Durchimpfung der Bevölkerung auch ein gewisser Bevölkerungsschutz im Sinne einer Vakzin-basierten Herdenimmunität realistisch entstehen kann.» Künftige Studie müssten jedoch zeigen, wie lange ein solcher Effekt tatsächlich andauere.

Wendtner verweist auf weitere offene Fragen: Unklar sei etwa, ob die bei den Geimpften nachgewiesenen Viren überhaupt infektiös waren – es könnten auch nicht-vermehrungsfähige Virushüllen gewesen sein. Eine andere Frage sei, wie viel Rückschlüsse die geringere Viruslast der Geimpften tatsächlich auf deren Infektiosität zuließen.

Dies ist auch für Dr. Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der Punkt, um den epidemiologischen Nutzung einer Massenimpfung abschätzen zu können: Die möglicherweise geringere Ansteckungsfähigkeit sei zwar «grundsätzlich ein erfreulicher Befund».

Fraglich bleibe aber etwa, inwiefern sich «eine vierfache Verringerung tatsächlich auf die Infektiosität der betroffenen Personen auswirkt». Zudem gelte es zu klären, wie sich die zweite Impfdosis auf die Viruslast von Infizierten auswirke. «Die Beantwortung dieser Fragen wird Zeit benötigen, aber sie wird unabdingbar sein, um die Auswirkung von Impfkampagnen auf die epidemiologische Lage zuverlässig einschätzen und vorhersagen zu können.» Grundsätzlich betont Binder, die Studie lasse keine Aussage darüber zu, «wie hoch der Anteil der Geimpften ist, bei denen eine nachfolgende Infektion komplett verhindert wird».

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