Bewegung und Training stehen an erster Stelle |
Brigitte M. Gensthaler |
30.12.2022 13:00 Uhr |
Bewegung im warmen Wasser tut den Gelenken gut – gerade bei Arthrose. / Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
Mehr Wissen über die Erkrankung, mehr Aktivität und Bewegung und gegebenenfalls abnehmen: Patienten können den Verlauf einer Arthrose in Hüft- und Kniegelenk selbst günstig beeinflussen und den Verlauf verlangsamen. »Arthrosepatienten sollten nach konservativer Therapie fragen und müssen selbst üben«, betonte Privatdozent Dr. Stephan Kirschner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik, bei einer Pressekonferenz der Gesellschaft im Dezember. »Wir müssen die Eigenverantwortung unterstreichen, Kooperation ist unerlässlich.«
Der Orthopäde plädiert für konsequentes Training. »Gelenke werden nur durch Bewegung ernährt. Beispiel Knie: Je besser die Oberschenkelmuskulatur entwickelt ist, umso besser wirkt sie als Puffer für das Knie. Je passiver man wird, umso stärker ist das Gelenk beansprucht. Umso wichtiger sind das Gehen und das Training.«
Insbesondere am Kniegelenk wirke sich ein hohes Körpergewicht negativ aus und beschleunige den Gelenkverschleiß. Übergewichtige Menschen sollten daher abnehmen, empfahl der Direktor der Klinik für Orthopädie in den ViDia Kliniken, Karlsruhe. Kommen Adipositas und eine Achsfehlstellung zusammen, sei »die Arthrose vorprogrammiert«.
Eine gesteigerte körperliche Aktivität hat sogar Vorrang gegenüber der medikamentösen Therapie. Gegen Gelenkschmerzen empfahl der Orthopäde Fahrradfahren, Wassergymnastik und Aquajogging. Im warmen Wasser könnten sich Verspannungen lösen. »Analgetika helfen akut, aus der Phase der Überlastung herauszukommen; danach sollte man sie absetzen.« Bei Beachtung der Kontraindikationen könnten nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac über fünf bis zehn Tage Entzündungen wirksam hemmen. Schmerzlindernde Topika wie Gele und Cremes seien »eine wunderbare Möglichkeit, gerade am Kniegelenk«.
Bei einer aktivierten Arthrose hilft die Physiotherapie, Muskelverkürzungen wieder aufzudehnen und die Muskulatur an sich zu kräftigen. Hiermit kann die Stoßbelastung im Gelenk wesentlich verringert und der Arthroseprozess verlangsamt werden. Kurzfristig sei eine Entlastung der Gelenke mit Unterarmgehstützen sinnvoll, da dies die Schmerzen reduziert, so der Orthopäde.
Zur intraartikulären Therapie äußerte sich Kirschner zurückhaltend. Hyaluronsäure-Injektionen seien nur ergänzend symptomatisch sinnvoll. Stark geschwollene Gelenke seien auch durch lokale Corticoid-Anwendung beeinflussbar. Liege eine Gicht-Arthropathie oder andere Ursache für die Gelenkentzündung vor, muss diese behandelt werden.
Kirschner plädierte für regelmäßige »kleine Bewegungen« wie Treppensteigen oder einen zusätzlichen Abendspaziergang. »Es geht darum, mehr Beweglichkeit in den Alltag zu bringen.«