Bewährte Antibiotika nach wie vor wirksam |
Annette Rößler |
16.07.2024 07:00 Uhr |
Liegt ein typisches Erythema migrans vor, soll laut der Leitlinie unmittelbar mit einer Antibiotika-Therapie begonnen werden. Eine Labordiagnostik wird nur bei Verdacht auf ein atypisches Erythema migrans empfohlen. Erste Wahl bei Hautmanifestationen der Lyme-Borreliose ist eine orale Therapie mit Doxycyclin oder Amoxicillin; mögliche Alternativen sind Cefuroxim, Azithromycin und eventuell auch Clarithromycin (siehe Tabelle). Neu ist in der Leitlinie ein Verweis auf eine Cochrane-Analyse, wonach die Wirksamkeit von Penicillin V (oral) mit Doxycyclin und Amoxicillin als gleichwertig einzustufen ist.
Antibiotikum | Erwachsene | Kinder | Dauer |
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Dosis/Tag | Dosis/kg KG/Tag | in Tagen | |
Doxycyclin | 2×100 mg oder 1×200 mg | Ab dem 9. Lebensjahr 4 mg (maximal 200 mg) | 10 bis 21 |
Amoxicillin | 3×500 bis 1000 mg | 50 mg | 14 bis 21 |
Cefuroximaxetil | 2×500 mg | 30 bis 50 mg | 14 bis 21 |
Azithromycin | 2×250 mg | 5 bis 10 mg | 5 bis 10 |
Die Therapiedauer richtet sich nach der Dauer und Schwere der Symptome. Bei solitärem Erythema migrans reichen laut Leitlinie zehn bis 14 Tage Doxycyclin oder 14 Tage Amoxicillin. Bei Spätmanifestationen der kutanen Lyme-Borreliose soll die Dauer einer oralen Therapie 30 Tage betragen; beim Vorliegen neurologischer Symptome kommt in dieser Situation auch eine intravenöse Therapie mit Penicillin G, Ceftriaxon oder Cefotaxim in Betracht.
Mehrfach wird in der Leitlinie darauf hingewiesen, dass bei Doxycyclin der Hinweis zur korrekten Einnahme nicht fehlen darf: Ein zeitlicher Mindestabstand von zwei bis drei Stunden zur Einnahme von Lebens- oder Nahrungsergänzungsmitteln mit zwei- oder dreiwertigen Kationen ist einzuhalten. Hierzu zählen neben den meistens erwähnten Milchprodukten unter anderem auch Mineralwässer. Zudem sollten Patienten gerade im Sommer (während der Zeckensaison) auf das phototoxische Potenzial des Arzneistoffs hingewiesen werden.
Zecken übertragen Borrelien nicht direkt beim Stich, sondern erst nach einigen Stunden. Deshalb sollten sie schnellstmöglich entfernt werden. / Foto: Adobe Stock/Sahara Frost
Bei Kindern vor dem Abschluss der Zahnschmelzbildung kann Doxycyclin zu bleibenden Verfärbungen des Zahnschmelzes führen; der Wirkstoff darf deshalb erst ab dem neunten Lebensjahr eingesetzt werden. Jüngere Kinder sollen daher Amoxicillin erhalten. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit ist Doxycyclin kontraindiziert und Amoxicillin somit das Antibiotikum der ersten Wahl.
Haben sich die Borrelien in der Haut bereits ausgebreitet, kann die Antibiotikatherapie eine sogenannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion auslösen. Hierunter versteht man eine Entzündungsreaktion auf Endotoxine der Borrelien. Es kann – auch zeitverzögert – zu einem Wiederaufflammen der Erytheme, schwerem Krankheitsgefühl und Fieber kommen. In diesem Fall soll das Antibiotikum weiter eingenommen und die Symptome gegebenenfalls mit einem nicht steroidalen Antirheumatikum (NSAR) bekämpft werden.