Berliner Ärzte halten E-Rezept für gescheitert |
Jennifer Evans |
24.03.2023 10:30 Uhr |
Die Berliner Ärzte finden den Umgang mit dem E-Rezept kompliziert. Umso schwerer tun sie sich, den Patienten den Mehrwert zu vermitteln. / Foto: Adobe Stock/Gorodenkoff Productions OU
Die elektronische Verordnung kommt bei den Berliner Ärzten nicht gut weg, wie eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin zeigt. Die rund 350 Befragten, die es anwenden, sehen dadurch keine Erleichterung ihrer täglichen Arbeitsabläufe.
Der Umfrage zufolge kommen beim Thema E-Rezept nämlich gleich mehrere Probleme zusammen. Erstens lehnen viele Patienten es nach wie vor ab. Zweitens muss das E-Rezept in der Regel noch ausgedruckt werden, weil die Patienten das komplizierte Antragsverfahren via elektronischer Gesundheitskarte (EGK) nicht erledigt haben. Und drittens sind allesamt von den verschobenen Start- und Rollout-Terminen irritiert.
Die Umfrage zeigt auch: 78 Prozent der Berliner Ärzte haben bislang gar keine Erfahrung mit dem E-Rezept. Nur rund die Hälfte gab an, die technischen Herausforderungen (PTV4+-Konnektor, E-HBA, PVS-Update, Drucker mit 300 dpi) für das E-Rezept zu erfüllen. Und gerade einmal 76 der Teilnehmer haben es demnach seit Sommer 2022 überhaupt einmal ausprobiert. Von ihnen gaben nur noch 13 an, das E-Rezept regelmäßig auszustellen.
»Dieses ernüchternde Ergebnis spiegelt den Frust in den Praxen wider, die sich mit digitalen Anwendungen auseinandersetzen müssen, die nicht ausreichend auf ihre Praktikabilität geprüft wurden«, heißt es vom KV-Vorstand. Es sei davon auszugehen, dass in Berlin nur sehr wenige Praxen die technischen Voraussetzungen geschaffen hätten und nur einige wenige auch E-Rezepte verordneten. »Das zeigt uns, dass die Einführung bisher gescheitert ist«, heißt es. Die KV Berlin hatte nach eigenen Angaben nur von 350 der mehr als 10.000 Mitglieder Antworten auf die Umfrage erhalten.
Einen deutlichen Appell schickt die KV nun an den Gesetzgeber, der zügig die Rahmenbedingungen für das E-Rezept überdenken beziehungsweise anpassen soll. »Ohne eine ernsthafte Erprobung in den Praxen wird der auf den 1. Januar 2024 verschobene Rollout erneut kläglich scheitern«, heißt es. Das Fazit aus KV-Sicht ist: »Das E-Rezept kann nur funktionieren, wenn das Einlösen von E-Rezepten für die Patientinnen und Patienten vereinfacht wird und digitale Vorgänge auch komplett digital durchführbar sind.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.