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Burnout

Ausgebrannt im Studium

Erst Feuer und Flamme, dann ausgebrannt: Wie ein Burnout-Syndrom entsteht, wie man bei ersten Anzeichen reagieren sollte und wo es Hilfe gibt, erklärt Psychotherapeutin Sabine Köster im Gespräch mit der PZ.
Laura Rudolph
10.03.2023  07:00 Uhr

»Burnout beschreibt einen längeren Prozess, an dessen Beginn immer die Begeisterung für die Arbeit oder das Studium stand«, erklärt Köster. Die Psychotherapeutin leitet die psychotherapeutische Beratungsstelle des Studierendenwerks Karlsruhe. Wer durch großes berufliches Engagement und aufgrund hoher Anforderungen längerfristig die eigenen Kraftreserven überschreitet, könne in ein Ungleichgewicht geraten, führt sie weiter aus.

Burnout ist nach der ICD-11 (International Classification of Diseases, 11th Revision) definiert als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde und in Erschöpfung, geistiger Distanz zur Arbeit und Gefühlen der Ergebnislosigkeit resultiert. »Davon zu unterscheiden sind kurzfristige Stressreaktionen, die sich durch Erholung schnell verbessern lassen«, erklärt Köster. Menschen, die sich über längere Zeit überlasten, gerieten schnell in einen Teufelskreislauf: »Wer bemerkt, nicht mehr so leistungsfähig wie früher zu sein, fängt häufig an, noch mehr zu arbeiten, um das Leistungsdefizit zu kompensieren.« Doch dadurch litten die Effektivität und der Körper nur noch mehr.

Erste Anzeichen ernstnehmen

Zu den frühen Warnzeichen eines drohenden Burnouts gehören der Expertin zufolge Kopfschmerzen oder Schlafprobleme, die über einen längeren Zeitraum anhalten, sowie Gefühle von Anspannung und Überforderung, emotionale Erschöpfung, ständiges Gedankenkreisen um das Studium oder Versagensängste.

Solche Warnsignale seien ein guter, wenn auch schmerzlicher Anlass dafür, sich um nachhaltigen Selbstschutz und die eigenen Grenzen zu kümmern, betont Köster. Man solle für sich entscheiden, wie viel Arbeit für einen persönlich zu schaffen sei. »Man muss dafür sorgen, dass das Ziel wieder erreichbar wird«, betont die Expertin. Das könne konkret heißen, weniger Kurse zu belegen oder Klausuren zu schreiben sowie nicht perfekte Noten für sich zu akzeptieren. Köster rät zudem, sich nicht an der Leistung anderer Studierender zu messen.

Enorm wichtig für die mentale Gesundheit sei ein möglichst kontrastreicher Ausgleich zum Studium: Sport statt Bildschirm, Freunde besuchen statt einsam Lernen. »Insbesondere in stressigen Phasen braucht es viel Triebkraft, Hobbies und Kontakte zu pflegen, da dies eine weitere Aufgabe bedeutet«, erläutert die Psychotherapeutin. Dieser Ausgleich sei jedoch essenziell, um Stressphasen gesund zu überstehen.

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