Umeclidinium auch als Monotherapie |
15.12.2015 14:28 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler, München / Die Palette der inhalativen Medikamente für Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) bekommt Zuwachs. Im Februar 2016 kommt Umeclidiniumbromid als Monopräparat auf den deutschen Markt.
Der langwirksame Muscarin-Rezeptorantagonist (LAMA) Umeclidiniumbromid ist bereits seit Mai 2014 in der EU zugelassen. Mitte 2014 brachte Hersteller GSK eine Fixkombination mit dem langwirksamen β2-Sympathomimetikum (LABA) Vilanterol in den Handel (Anoro®).
Hartnäckiger, verschleimter Husten, vor allem morgens, ist typisch für eine COPD.
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Eineinhalb Jahre später folgt das Monopräparat, ebenfalls als einzeldosiertes Pulver zur Inhalation (Incruse®). Beide Präparate sind für die bronchialerweiternde Erhaltungstherapie zur Symptomlinderung bei erwachsenen COPD-Patienten indiziert, aber nicht für die Behandlung akuter Bronchospasmen.
Auch das Applikationssystem ist gleich. Der Patient inhaliert einmal täglich mit dem Trockenpulver-Inhalator Ellipta®. Die pro Inhalation abgegebene Dosis beträgt 55 µg Umeclidinium, entsprechend 65 µg Umeclidiniumbromid. »Diese Dosis wurde in Dosisfindungsstudien als optimal ermittelt«, informierte Professor Dr. Neil Barnes, GSK London, bei der Einführungspressekonferenz in München. Höhere Dosen hatten keinen zusätzlichen Nutzen.
Signifikant wirksamer als Tiotropium
Das Chinuclidin-Derivat Umeclidiniumbromid wirkt bronchodilatatorisch, indem es die Bindung von Acetylcholin an muscarinerge Acetylcholin-Rezeptoren auf der glatten Bronchialmuskulatur kompetitiv hemmt. Die Bronchialerweiterung tritt innerhalb von etwa 30 Minuten ein. Tachyphylaxie wurde laut Barnes in Studien nicht beobachtet.
In einer direkten Vergleichsstudie mit rund 1250 Patienten waren 55 µg Umeclidinium signifikant wirksamer als 18 µg Tiotropium, berichtete Barnes. Die Verbesserung der Lungenfunktion wurde gemessen als exspiratorische Einsekundenkapazität (FEV1) nach 85 Tagen. Häufigste unerwünschte Ereignisse waren bei beiden Medikamenten Kopfschmerzen und Nasopharyngitis (jeweils 6 sowie 5 Prozent). Es habe keinen signifikanten Unterschied in der Rate akuter Verschlechterungen, sogenannter Exazerbationen, gegeben.
Die Handhabung des Ellipta®-Inhalators ist relativ einfach. Der Patient schiebt die Schutzkappe seitlich ganz herunter, bis er ein Klicken hört. Dann atmet er tief aus, setzt das Mundstück an und inhaliert in einem langen gleichmäßigen Atemzug. Inhalator vom Mund wegnehmen, langsam ausatmen, Mundstück abwischen, Schutzkappe schließen – fertig. Ein Zählwerk zeigt an, wie viele Einzeldosen das Gerät noch enthält. Laut Professor Dr. Neil Barnes, GSK London, konnten 98 Prozent der Patienten in einer Studie den Inhalator nach der ersten Unterweisung und auch noch nach sechs Wochen korrekt anwenden.
Leitlinie empfiehlt Kombinations-Therapie
Laut Barnes benötigen viele COPD- Patienten im Alltag eine Kombitherapie, um ausreichend Luft zu bekommen. Dafür sieht die aktuelle GOLD-Leitlinie (Global Initiative for Obstructive Lung Disease) in erster Linie die Kombination von inhalativen Glucocorticoiden (ICS) mit LABA oder LAMA und als Alternative Kombinationen von LAMA, LABA oder einem PDE-4-Inhibitor wie Roflumilast vor. Wenn auch dies nicht reicht, können drei Wirkstoffklasen kombiniert werden.
Nach Erfahrung von Professor Dr. Claus Vogelmeier von der Philipps-Universität Marburg haben COPD-Patienten ohne häufige Exazerbationen keinen Nutzen von ICS. »Aber die Pneumonie-Häufigkeit ist deutlich erhöht«, konstatierte der Arzt. Als Marker könnten sich die eosinophilen Granulozyten eignen. Post-hoc-Analysen hätten gezeigt, dass Patienten mit höheren Eosinophilen-Zahlen im peripheren Blut mehr Nutzen von den Steroiden hatten, während Patienten mit niedrigeren Konzentrationen eher prädestiniert schienen für eine Pneumonie. »Wenn sich das bewahrheitet, hätten wir einen optimalen Biomarker, welche Patienten inhalative Steroide bekommen sollten und welche nicht.« /