Stress-Signal weckt ruhende Herpes-Viren |
15.12.2015 16:35 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Stress ist ein typischer Auslöser von Lippenherpes. Über welchen Mechanismus dabei die in Neuronen ruhenden Herpes-simplex-Viren (HSV) reaktiviert werden, haben nun Forscher um Dr. Anna Cliffe von der University of North Carolina in Chapel Hill herausgefunden. Beteiligt ist ein neuronenspezifischer Stress-Signalweg, der sich auch als Ansatzpunkt für eine Therapie eignen könnte.
Um zu untersuchen, ob die Viren erkennen, wenn die Wirtszelle in Stress gerät, entwickelten die Wissenschaftler zunächst ein Zellkultur-Assay. Hierfür infizierten sie Nervenzellen von Mäusen mit HSV und zwangen diese, in die Latenzphase überzugehen. Dann übten sie auf die Zellen Stress aus, indem sie Stresshormone hinzugaben.
Herpes-simplex-Viren persistieren in Neuronen. Verschiedene Stimuli können sie aus dieser Ruhephase wecken.
Foto: Shutterstock/ 3Dme Creative Studio
In der Folge wurde in den Neuronen der JNK-Signalweg (für c-Jun-N-terminale Kinase) aktiviert, danach wurden die ersten Viruspartikel freigesetzt, berichten die Forscher im Fachjournal »Cell, Host & Microbe« (DOI: 10.1016/j.chom.2015.11.007).
Dass der JNK-Signalweg bei Stress aktiviert wird, war schon vorher bekannt. Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass er zur Reaktivierung der HS-Viren benötigt wird. Blockierten die Forscher den JNK-Signalweg mit einem Inhibitor, konnten die Viren nicht mehr reaktiviert werden.
Interessant ist auch, dass das Ablesen der ersten viralen Gene über diesen Signalweg ausgelöst wird, und zwar ohne dass die blockierenden Methylierungen an der DNA entfernt werden müssen. Das Virus hat eine Methode entwickelt, diese Bremse zu umgehen: Die Histone in der Nähe der DNA- Methylierungen werden phosphoryliert, wodurch sich die DNA gerade so weit öffnet, dass ein wenig virales Genmaterial abgelesen werden kann. Nach dieser initialen Expression von Virus-DNA werden die Methylgruppen entfernt, und das gesamte Virusgenom kann abgelesen werden.
Die Forscher glauben, dass dieser Stress-Reaktivierungs-Mechanismus auch beim Menschen vorhanden sein könnte. Als Nächstes wollen sie daher den gleichen Zellkultur-Assay mit humanen Neuronen aufbauen, um bei diesen nach dem Schalter für die Viren-Reaktivierung zu suchen. /