PRIMA geht in die heiße Phase |
15.12.2015 15:36 Uhr |
Von Christina Müller / In wenigen Tagen fällt der Startschuss: Ärzte und Apotheker erstellen zum ersten Mal gemeinsam elektronische Medikationspläne für Patienten. Dabei nutzen sie den Server der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) – und prüfen so die Infrastruktur eines der gesundheitspolitisch wichtigsten Modellprojekte der Apotheker unter realen Bedingungen auf Herz und Nieren.
In dem vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekt PRIMA (Primärsystem-Integration des Medikationsplans mit Akzeptanzuntersuchung) untersuchen die Initiatoren unter Federführung der ABDA die Umsetzbarkeit und Akzeptanz eines von Ärzten und Apothekern gemeinsam erstellten elektronischen Medikationsplans.
Im Modell- projekt PRIMA arbeiten Arzt und Apotheker passgenau zusammen
Foto: Fotolia/ Joachim Wendler
Dabei erfasst zunächst die Stammapotheke des Patienten seine gesamte Medikation. Erkennt der Apotheker ein Problem, hält er Rücksprache mit dem behandelnden Hausarzt. Dieser prüft den Plan noch einmal abschließend und stimmt sich gegebenenfalls mit den verschreibenden Fachärzten ab. Alle Änderungen der Medikation und Selbstmedikation können sowohl Ärzte als auch Apotheker im weiteren Verlauf direkt einpflegen und über einen Server miteinander austauschen. So stehen beiden Berufsgruppen wichtige arzneimittelbezogene Informationen immer in der aktuellen Version zur Verfügung.
Wegbereiter für ARMIN
ARMIN geht anschließend noch einen Schritt weiter: Auf Basis der Medikationspläne sollen Mediziner und Pharmazeuten künftig in ständigem Informationsaustausch stehen und gemeinsam die Arzneimitteltherapie der Patienten bewerten und verbessern. Dabei sei es es besonders wichtig gewesen, klare Zuständigkeiten zu schaffen, erklärt Uta Müller, Leiterin der ABDA-Abteilung Wissenschaftliche Entwicklung. »Ein System, in dem Arbeit doppelt oder gar nicht erledigt wird, kann nicht effizient sein.« Zudem dürften sich Ärzte und Apotheker nicht gegenseitig in die Quere kommen. Denn eines der Ziele sei es, Vorbehalte abzubauen. »Niemand soll sich kontrolliert oder in seinem Arbeitsbereich eingeschränkt fühlen«, so Müller.
PRIMA ist also, vereinfacht ausgedrückt, ein Modellprojekt im Modellprojekt. »Die Ergebnisse fließen vollständig in ARMIN ein«, informiert Müller. Und auch mit Blick auf die technische Umsetzung sind beide Projekte untrennbar miteinander verknüpft. »In PRIMA testen wir zum ersten Mal die ARMIN-Infrastruktur unter realen Bedingungen«, sagt sie. Diese besteht aus einem selbst entwickelten Server, der bereits zertifiziert ist und im sogenannten sicheren Netz der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV-Safenet) steht.
Besonders problematisch war es laut Müller, Arzt- und Apothekensoftware miteinander zu verbinden. Die Softwarehäuser hätten extra dafür ein ganzes Paket an spezielle Vorgaben umsetzen müssen. »Um die IT-Hersteller ins Boot zu holen, war viel Überzeugungsarbeit nötig«, berichtet sie. An PRIMA seien nun vier Apotheken- und ein Arztsoftware-Hersteller beteiligt. Für ARMIN erwartet Müller im nächsten Jahr weiteren Zuwachs.
Die Vorteile des Konzepts liegen aus ihrer Sicht auf der Hand: »Die Anbindung an das KV-Safenet ist deutlich sicherer als die Kommunikation über eine geschützte Verbindung im Internet«, sagt sie. Schließlich müsse der Zugriff Dritter auf die sensiblen Patientendaten unbedingt verhindert werden.
Dezentrale Lösung
Den Beteiligten sei es zudem gelungen, eine dezentrale Lösung zu schaffen. Im Gegensatz zu anderen derzeit laufenden Projekten zur Arzneimitteltherapiesicherheit und zur Umsetzung des Medikationsplans werden die patientenbezogenen Daten ausschließlich in den Arztpraxen und Apotheken und nicht auf dem Server gespeichert.
Der Medikationsplan für den Patienten spielt eine wichtige Rolle bei PRIMA. Ärzte und Apotheker sollen ihn gemeinsam erstellen und pflegen.
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Dieser dient nur dem Austausch von Informationen. »Das ist das Besondere an PRIMA beziehungsweise ARMIN«, hebt Müller hervor. »Apotheker und Ärzte arbeiten in ihrer gewohnten Software und erstellen daraus den Medikationsplan. Der Server dient dem Datenaustausch zwischen der Apotheke und dem Arzt, aber nicht der zentralen Datenspeicherung.« Das Modell eigne sich nach einem Ausbau des Servers ohne Weiteres für den bundesweiten Einsatz.
Die Frage, ob der auf dem Medikationsplan vorgesehene 2-D-Barcode für die Digitalisierung ausreichend ist, verneint Müller. »So können Sie sich den Medikationsplan zwar einscannen und ihn auf dem Computer ansehen«, sagt sie. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Informationen automatisch in der Apothekensoftware zur Verfügung stehen. Ein Interaktions-Check, etwa mit dem CAVE-Modul, sei auf diese Art momentan noch nicht möglich.
Ergebnisse im Frühjahr
Müller hofft, dass PRIMA bis zum Frühjahr 2016 Ergebnisse liefern wird. Etwa 100 Patienten sollen die zwölf teilnehmenden Arzt-Apotheker-Paare bis dahin betreuen. Der Bericht müsse dem BMG schließlich im Herbst 2016 vorliegen, fasst sie den Zeitplan zusammen. Die Resultate dürfte besonders die Apothekerschaft mit Spannung erwarten. /