Pharmazeutische Zeitung online
Erkältungshusten

Phytopharmaka bringen Linderung

17.12.2007  13:24 Uhr

Erkältungshusten

Phytopharmaka bringen Linderung

Von Brigitte M. Gensthaler, München

 

Ein akuter Erkältungshusten heilt in aller Regel ohne Therapie von selbst aus. Viele Patienten empfinden die häufigen Hustenattacken jedoch als lästig und belastend. Eine medikamentöse Therapie kann die Beschwerden lindern und die Dauer verkürzen.

 

»Ich habe eine Bronchitis«, beschreiben die meisten Patienten ihre Erkältung. Doch pathophysiologisch gesehen wird der Husten überwiegend in den oberen Atemwegen ausgelöst, die dicht mit Hustenrezeptoren besetzt sind. Fast immer sind Viren, meist Rhinoviren, im Spiel. Daher haben Antibiotika nur einen sehr mäßigen Effekt. Primär bakterielle Infekte sind selten, aber eine bakterielle Superinfektion ist möglich. Husten, der durch Erreger wie Adenoviren, Mykoplasmen oder Bordetella pertussis ausgelöst wurde, kann wochen- und monatelange anhalten. Dann ist in jedem Fall der Arzt gefragt.

 

Ein anderer Grund für anhaltenden Husten ist eine gesteigerte bronchiale Hyperreagibilität, die der virale Infekt ausgelöst hat. Dieses »cough variant asthma« spricht sehr gut auf inhalative Glucocorticoide an, berichtete Dr. Peter Kardos aus Frankfurt am Main bei einem Pressegespräch des Komitees Forschung Naturmedizin (KFN) Anfang Dezember im Münchner Presseclub.

 

Typisch für Erkältungsinfekte ist ein trockener oder »minimal produktiver« Husten, sagte der Internist und Allergologe. Die Gefahr, mit Antitussiva einen Sekretstau auszulösen, hält er für gering. Dextromethorphan sei bei akutem Erkältungshusten weniger wirksam als bei experimentellem Husten. Die breite Anwendung von Sekretolytika erklärte er mit der unbegründeten Angst vor einer Sekretretention. Oft empfinden die Patienten jedoch subjektiv eine Verschleimung, die sie nicht abhusten können. Dies gehe meist auf eine vorübergehende Entzündung der Schleimhäute in den oberen Atemwegen zurück. Sekretolytika könnten dann Erleichterung verschaffen.

 

Mit oder ohne Medikamente: Ein akuter, viral bedingter Erkältungshusten klingt innerhalb von einer bis zwei Wochen von selbst ab, betonte Kardos. Daher sei es schwierig, den Nutzen einer Intervention klar nachzuweisen. Er nannte zwei Studien mit Phytopharmaka, die eine Symptomlinderung und -abkürzung gegenüber Placebo dokumentieren konnten (1, 2). Aufgenommen wurden jeweils rund 360 Erwachsene mit akuter Bronchitis und mehr als zehn Hustenattacken pro Tag. Sie erhielten elf Tage lang, je nach Studie, entweder dreimal täglich 5,4 ml eines Thymian-Efeu-Sirups oder dreimal täglich eine Tablette mit Thymian-Primelwurzel-Trockenextrakt oder Placebo. Zielparameter war die Häufigkeit von Hustenanfällen am siebten bis neunten Tag. Außerdem beurteilte ein Arzt den Verlauf an den Tagen 0, 4 und 10.

 

In beiden Studien gingen die Hustenanfälle unter dem Phytopharmakon (Bronchipret®) um etwa 70 Prozent, unter Placebo um etwa 50 Prozent zurück. Eine 50-prozentige Reduktion der Beschwerden erlebten die Patienten in der Verumgruppe zwei Tage früher. Die Bronchitissymptome besserten sich jeweils in beiden Gruppen, allerdings schneller unter Verum. Die Responderraten waren deutlich höher als unter Placebo. Nebenwirkungen lagen jeweils auf Placeboniveau. Kardos wertete die Studien als Beleg, dass Phytopharmaka die Hustenbeschwerden effektiv lindern können. 

 

Dass auch Säuglinge mit Husten, Bronchialkatarrh und/oder Verschleimung der Bronchien von einem Thymian-Primelwurzel-Fluidextrakt profitieren können, zeigt eine Anwendungsbeobachtung, die Dr. Martin W. Eckert, Wegberg, vorstellte.

 

200 kleine Patienten erhielten sechsmal täglich 1 ml Saft (Bronchicum®) mit einer Dosierpipette. Bei drei Viertel der Kinder war der Husten nach vier Tagen deutlich besser, bei zwei Dritteln nach sieben Tagen abgeklungen. Unbehandelt dauerten virale Bronchitiden bei Säuglingen etwa zehn bis zwölf Tage, sagte Eckert.

Literatur

<typolist type="1">

Kemmerich, B., et al., Efficacy and tolerability of a fluid extract combination of thyme herb and ivy leaves and matched placebo in adults suffering from acute bronchitis with productive cough. Arzneim.-Forsch/Drug Res. 56, Nr. 9 (2006) 652-660.

Kemmerich, B., Evaluation of efficacy and tolerability of a fixed combination of dry extracts of thyme herb and primerose root in adults suffering from acute bronchitis with productive cough. Arzneim.-Forsch./Drug Res. 57, Nr. 9 (2007) 607-615.

 

Mehr von Avoxa