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Krankenhausreform

Kürzere Wege zum Medikament

10.12.2014  11:16 Uhr

Von Anna Hohle / Bund und Länder wollen viel Geld in die Hand nehmen, um die deutschen Krankenhäuser zu reformieren. Das geht aus einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Eckpunktepapier hervor. Künftig soll es mehr Zusammenarbeit geben – auch mit Apothekern.

Für Patienten soll es in Zukunft leichter werden, nachts, an Feiertagen oder direkt nach einem Klinikaufenthalt Medikamente zu bekommen. Das geht aus einem Eckpunktepapier der Bund-Länder-AG zu einer umfassenden Krankenhausreform hervor. Erst kürzlich hatte das Bundesministerium für Gesundheit ganz Ähnliches in seinem Entwurf für ein GKV-Versorgungsstärkungsgesetz gefordert. Nun kam das Thema erneut zur Sprache.

 

Bislang kann es etwa für frisch aus dem Krankenhaus entlassene Patienten kompliziert werden, an jene Arzneimittel zu kommen, die sie laut Medizinern auch nach ihrer Entlassung weiter einnehmen müssen. Klinikärzte dürfen ihnen nämlich nicht einfach Tabletten oder Rezepte mitgeben. Stattdessen müssen die Kranken sich direkt nach der Entlassung ein Rezept bei einem niedergelassenen Arzt besorgen und es in einer Apotheke einlösen. Die einzige Ausnahme gilt, wenn der Patient etwa vor einem Feiertag entlassen wird. Nur dann darf das Krankenhaus ihm die Menge an Arzneien mitgeben, die er zur Überbrückung benötigt.

 

Das Versorgungsstärkungsgesetz sieht dagegen vor, dass Krankenhausärzte ihren Patienten künftig nicht nur Medikamente zur Überbrückung, sondern auch gleich ein Rezept für die kleinste Packung des Präparats mitgeben dürfen. Der Entlassene kann damit direkt in die Apotheke gehen und spart so den Weg zum niedergelassenen Arzt.

 

Das Eckpunktepapier plädiert nun ebenfalls für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Klinik, Ärzten und Apotheken. Doppelstrukturen, heißt es da­rin, müssten künftig abgebaut werden. Etwa indem niedergelassene Ärzte in Kliniken eigene Notfallpraxen für Akutfälle einrichten. Beim Thema Medikamente sollten Kliniken, Kassenärztliche Vereinigungen und Notdienstapotheken stärker kooperieren, heißt es weiter. So wolle man es Patienten leichter machen, auch außerhalb der Sprechzeiten an dringend benötigte Arzneimittel zu kommen. Wie eine solche Zusammenarbeit im Detail funktionieren soll, sagt das Papier allerdings nicht.

 

Viel Geld

 

Bei der geplanten Krankenhausreform geht es um viel Geld: Insgesamt eine Milliarde Euro sollen dafür je zur Hälfte aus dem Gesundheitsfonds und von den Ländern aufgebracht werden. Davon sollen unter anderem Änderungen in der Struktur der Kliniken bezahlt werden. Künftig soll es dann mehr spezialisierte Häuser geben. Und es soll gerechter zugehen: Krankenhäuser, die schlechte Noten beim Thema Operationen oder Versorgung erhalten, sollen in Zukunft weniger Geld bekommen als vorbildliche Kliniken. /

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