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Museum im Robert-Koch-Institut

Ein Haus mit Geschichte

06.12.2017  10:36 Uhr

Von Jennifer Evans, Berlin / Die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und zu verbessern ist Ziel der Forschungsarbeit am Robert-Koch-Institut (RKI) – damals genauso wie heute. Ein nach über 50 Jahren neugestaltetes Museum stellt die Entdeckungen des Institutsgründers erstmals in einen modernen und internationalen Kontext.

Stolz steht er da auf seinen grazilen Beinen, den schlanken Hals leicht zur Seite gedreht und die Augen wachsam auf die Exponate gerichtet. Ein Storch ist der zentrale Blickpunkt des neuen Museums, das vergangene Woche am historischen Standort des Robert-Koch-Instituts am Berliner Nordufer eröffnet hat. Der ausgestopfte Vogel war nicht nur tatsächlich ein Zeitgenosse Kochs, er steht auch stellvertretend für dessen Arbeit.

Ein Storch kann nämlich genau wie Fledermäuse oder Bartagamen Krankheitserreger verbreiten, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Und das ist gar nicht mal so selten. Nach Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation taucht beinahe jedes Jahr ein neuer dieser Erreger auf. Das liege daran, dass die Lebensräume von Mensch und Tier immer näher zusammenrückten und die Erreger so leichter übertragen würden, sagte Henriette Senst, die Projektleiterin der Museums-Neugestaltung. Damit steht der Vogel für eine der wichtigen Aufgaben des RKI: Gefahren zoonotischer Erreger rechtzeitig erkennen und sie bekämpfen.

 

Tradition und Moderne

 

Die nun auf 180 Quadratmeter erweiterte Dauerausstellung gibt anhand von rund 140 Exponaten und Manuskripten einen Überblick über jene Fakto­ren, die unsere Gesundheit beeinflussen und darüber, welche Bedeutung die wissenschaftliche Leistung Robert Kochs und seiner Schüler bis heute hat. Dabei geht es von Forschungsmethoden und Infektionsschutz im Wandel Zeit bis hin zu den Auswirkungen persönlichen Verhaltens und gesellschaftlicher Verhältnisse auf die eigene Gesundheit. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung stellt die heutige Arbeit des RKI dar: das Überwachen, Erfassen und Analysieren von Gesundheitsdaten der Bevölkerung – alles, um Risiken früh festzustellen und Ausbrüche einzudämmen. »Das deutsche Meldesystem ist an internationale Netzwerke angeschlossen, so wird gemeinsames Krisenmanagement möglich«, sagte RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Ziel des Museum sei es, die Türen des Forschungsinstituts einerseits nach außen zu öffnen und anderseits einen Raum zur Identifikation für die Mitarbeiter innerhalb des Gebäudes zu schaffen.

 

Forschung an Labortischen

 

Ein bedeutsames Gestaltungselement in den umgebauten Laborräumen stellen die Tische dar, auf denen die meisten Exponate präsentiert sind. Das hat einen Grund: »Sie stehen symbolisch für die Arbeit des RKI in all seinen Schattierungen. An Labortischen findet die Forschung statt, der Austausch zwischen den Mitarbeitern geschieht an Besprechungstischen und auch die Theoriearbeit unserer Wissenschaftler passiert am Schreibtisch«, so Senst. Insgesamt folgt die Ausstellung keiner Chronologie, sondern stellt Neues und Altes gegenüber – so steht etwa ein Brutschrank aus Kochs Zeiten, in dem er Krankheitserreger in Nährböden aus Agar anzüchtete, neben einem Schutzanzug aus dem neuen RKI-Hochsicherheitslabor.

 

Robert Koch ganz nah

 

Beim Gang durch das Museum ist der Medizin-Nobelpreisträger von 1905 dem Besucher ganz nah. Das Mauso­leum, in dem Koch 1910 beigesetzt ­wurde, ist nämlich Teil des neuen Ensem­bles. »Einen solch besonderen Ort haben weltweit nicht viele Forschungseinrichtungen«, betont ­Wieler. Kochs Beisetzung im historischen Gebäude gelang einst nur aufgrund einer Gesetzeslücke. Obwohl es damals bereits die Friedhofspflicht für Bestattungen gab, war darin noch nichts zum Umgang mit Urnen vermerkt. So konnte die Asche des Pioniers in das Mausoleum gelangen, welches nach Plänen des Architekten Paul Mebes entstand. Ein Epitaph mit dem Reliefbild Kochs – angefertigt vom Berliner Bildhauer Professor Walter Schmarje – ziert die mit Marmor ausgekleidete Grabstätte. /

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