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Mehr psychische Leiden durch Digitalisierung

29.11.2017  10:34 Uhr

Von Anna Pannen / Die digitale Arbeitswelt führt dazu, dass Berufstätige heute andere Krankheiten bekommen als früher. Das hat eine Auswertung von Versichertendaten durch den BKK Dachverband ergeben. Sie wurde am Dienstag mit dem BKK-Gesundheits­report in Berlin vorgestellt.

 

Die Menschen müssten heutzutage nur noch selten schwere körper­liche Arbeit leisten, da Maschinen und Roboter das übernehmen, sagte BKK-Chef Franz Knieps. Muskel- und Skelett­erkrankungen würden deshalb trotz immer älterer Arbeitnehmer nicht häufiger, dagegen steige der Anteil der psychischen Erkrankungen. Entfielen 2006 noch 10 Prozent der Krankschreibungen auf seelische Leiden, waren es 2016 bereits 16 Prozent, so Knieps.

Die Gründe sieht der Verband in der zunehmenden Verdichtung der Arbeit und der rasant fortschreitenden Digitalisierung, die dazu führt, dass viele Arbeitnehmer auch nach Feierabend verfügbar sein müssen. Die BKK forderte die Arbeitgeber auf, hier gegenzusteuern.

 

Insgesamt fielen Versicherte laut BKK-Analyse 2016 durchschnittlich 17,4 Tage krankheitsbedingt aus. Menschen in den neuen Bundesländern ­waren weit häufiger krankgeschrieben als jene im Rest des Landes. Die wenigsten Krankschreibungen gab es in Bayern und Baden-Württemberg. Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems waren für rund 25 Prozent der Fehltage verantwortlich, gefolgt von psychischen Störungen (16 Prozent) und Krankheiten des Atmungssystems (14 Prozent). Wer wegen einer psychischen Erkrankung ausfiel, fehlte mit durchschnittlich 39 Tagen weit länger als jemand, der wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen (20 Tage) oder Krankheiten des Atmungssystems (7 Tage) fehlte.

 

2016 wurde 74 Prozent der BKK-Versicherten mindestens ein Medikament verordnet. Pro Versichertem waren es im Schnitt 486 Tagesdosen. Hier ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den Krankschreibungen: In den neuen Bundesländern sowie Teilen Mittel- und Westdeutschlands lag die Zahl der Arzneimittelverordnungen mehr als 15 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. In Bayern und Baden-Württemberg lag sie weit unter dem Durchschnitt. /

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