»Die Resonanz ist sehr positiv« |
26.11.2013 17:29 Uhr |
Von Daniel Rücker, Bad Vilbel / Seit einigen Monaten bietet der Generikahersteller Stada DNA-Tests an. Diese sollen in derzeit drei Indikationen die Arzneimitteltherapie verbessern. Für Stada Geschäftsführer Lothar Guske, den Apotheker Christian Ude und den Allgemeinmediziner Hans-Joachim Bunke ist dies ein interdisziplinärer Ansatz für eine bessere Versorgung der Patienten.
PZ: Wie ist Stada als Generika-Hersteller auf die Idee gekommen, in das Geschäft mit DNA-Tests einzusteigen?
»Wir werden nur Tests anbieten, die eine eindeutige Aussage haben und den Patienten weiterhelfen können.«
Stada-Geschäftsführer Lothar Guske
Fotos: PZ/Verena Arzbach
Guske: Generika stehen inzwischen fast vollständig unter dem Diktat der Rabattverträge. Ein Unternehmen hat hier kaum noch Gestaltungsmöglichkeiten. Die DNA-Diagnostik ist dagegen ein vollkommen neuer Bereich in der Gesundheitsversorgung. Hier haben wir noch Gestaltungsmöglichkeiten und als Generikaunternehmen ist Stada prädestiniert, auf diesem Gebiet aktiv zu werden. Schließlich haben wir nahezu alle Medikamente zu den Indikationen der Tests im Portfolio. Wir profitieren also nicht vom Testergebnis.
PZ: Welche Tests haben Sie bereits im Markt?
Guske: Derzeit gibt es Tests zu Clopidogrel, Statinen und Tamoxifen. Bei Clopidogrel und Tamoxifen testen wir, ob der Körper des Patienten das Prodrug in die wirksame Form umwandeln kann. Bei Statinen geht es darum, die richtige Dosierung und das richtige Präparat für den Patienten zu finden. Demnächst werden wir auch noch einen Antidepressiva-Test einführen.
PZ: Nach welchen Kriterien werden die Tests entwickelt?
Guske: Wir haben uns zuerst auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Tumorerkrankungen konzentriert, weil dies große Indikationen sind. Bei dieser Strategie werden wir auch zukünftig bleiben. Wir werden nur Tests anbieten, die eine eindeutige Aussage haben und den Patienten weiterhelfen können. Tests, die keine alternative therapeutische Option anzeigen, wird es bei uns nicht geben.
PZ: Herr Bunke, manche Ärzte sind bei neuen Behandlungsmethoden eher zurückhaltend. Warum haben Sie so schnell in Ihrer Praxis DNA-Tests eingesetzt?
»Ich habe noch keinen Patienten gehabt, der bei dem Wort ›DNA-Test‹ erschreckt ist.«
Hans-Joachim Bunke,
Allgemeinmediziner
Bunke: Weil es sinnvoll ist. Statine und Clopidogrel sind Medikamente, die von Patienten langfristig oder sogar lebenslang eingenommen werden. Bei Clopidogrel gibt es Non-Responder. Bislang hatten wir aber keine Möglichkeit, diese zu erkennen. Das hatte für diese Patienten gravierende Folgen, bis hin zu einer Re-Stenose. Mit dem DNA-Test können wir jetzt Non-Responder erkennen und gezielt mit einem anderen Wirkstoff behandeln. Bei den CSE-Hemmern können wir mit dem Test die am besten verträgliche Substanz und Dosierung ermitteln. Das erhöht die Therapiesicherheit.
PZ: Gentests haben ja nicht das beste Image. Wie reagieren Ihre Patienten, wenn Sie ihnen einen Test empfehlen?
Bunke: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man den meisten Patienten erklären kann, warum der Test für sie gut ist. Jeder Patient möchte das für ihn optimale Medikament bekommen. Wenn es einen Test gibt, der dies ermöglicht, lehnt kein Patient diese Option ab. Ich habe noch keinen Patienten gehabt, der bei dem Wort »DNA-Test« erschreckt ist. Da sind die Kosten von 160 bis 400 Euro pro Test plus Beratungshonorar als IGeL-Leistung schwieriger zu vermitteln.
PZ: Wie arbeiten Sie genau mit dem DNA-Test?
Bunke: Ich erkläre dem Patienten, was der Test leisten kann und warum er wichtig ist. Dann stelle ich ein Privatrezept aus. Der Patient bekommt in der Apotheke den Test ausgehändigt. Beim nächsten Termin in der Praxis wird ihm eine Blutprobe entnommen und diese ins Labor geschickt. Nach zehn Tagen kommt das Laborergebnis mit einer ausführlichen Therapieempfehlung.
PZ: Haben viele Apotheken die Tests vorrätig?
Bunke: Das ist noch nicht die Regel. Apotheken können die Kits aber bestellen.
PZ: Wie viele Ärzte arbeiten bereits mit den Tests?
Guske: Das sind bislang sicher noch unter 10 Prozent, die Anzahl der Ärzte, die mit den Tests arbeiten, wächst aber stetig. Bei Apotheken sieht es schon anders aus. Es gibt viele innovative Pharmazeuten, die sehr offensiv mit dem Thema Therapiesicherheit umgehen und sich auch gut auskennen. Sie haben sich in der Regel schon im Studium damit deutlich intensiver beschäftigt als die Ärzte. Deshalb ist es Stada auch wichtig, dass bei den DNA-Tests Apotheker und Ärzte gemeinsam im Boot sitzen.
PZ: Herr Ude, warum bieten Sie in Ihrer Apotheke die Tests an?
»Zukunftsweisend ist die bei DNA-Tests zwingende Zusammenarbeit mit Ärzten.«
Apotheker Christian Ude
Ude: Wir haben gut 20 000 Apotheken in Deutschland, da haben wir nach einem eigenen Profil gesucht. Sozusagen nach einem Alleinstellungsmerkmal. Meine Frau und ich haben schon immer ein großes Interesse an innovativen Angeboten gehabt. Die DNA-Tests passen sehr gut zu unserer Apotheke, auch weil sie der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) dienen. AMTS ist eines der wichtigsten Zukunftsfelder. Zukunftsweisend ist auch die bei DNA-Tests zwingende Zusammenarbeit mit Ärzten.
PZ: Wie sind Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit?
Ude: Sehr unterschiedlich. Wir haben vor einiger Zeit Ärzte aus unserer Umgebung zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Die Resonanz war sehr positiv. Einige setzen die Tests jetzt ein. Es gibt aber auch Skeptiker. Wir haben aber auch schon einem Patienten geraten, sich beim Arzt testen zu lassen, weil er seine Medikation nicht gut vertragen hat. Der Arzt hat es aber abgelehnt, den Test zu machen.
Bunke: Vermutlich hat der Arzt gar nicht genau gewusst, worum es in dem Test ging.
Ude: Ja natürlich. Die Tests sind erst einige Monate auf dem Markt. Wir müssen hier noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Das gilt vor allem bei Ärzten, aber auch bei Apothekern.
PZ: Wie gut sind die Patienten durch den Arzt informiert, wenn sie zu Ihnen kommen?
Ude: In den meisten Fällen kommen die Patienten nicht vom Arzt zu uns, sondern wir schicken sie zum Arzt. Wir klären unsere Patienten aber immer umfassend auf, auch wenn sie bereits beim Arzt waren. Das kostet zwar Zeit, ist für uns aber auch eine wichtige Form der Kundenbindung. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Zusammenarbeit mit den Ärzten. Wir bauen gegenseitiges Vertrauen auf.
PZ: Welches Potenzial haben die DNA-Tests Ihrer Ansicht nach? Werden sie die Therapie grundsätzlich verändern?
Bunke: Davon gehe ich aus. Die Tests können Nebenwirkungen deutlich reduzieren und die Compliance verbessern. In einigen Jahren werden sie Teil der Standardtherapie sein, da bin ich mir sicher. Ich kann mir auch vorstellen, dass Tests irgendwann in medizinische Leitlinien aufgenommen werden.
Guske: Ich gehe auch fest davon aus, dass DNA-Tests Standard in der Therapie werden. /