Hoffnung und Enttäuschungen |
31.10.2011 17:14 Uhr |
»Ich habe keine Angst vor dem Älterwerden, so lange ich dabei klar im Kopf bleibe.« So oder ähnlich formulieren viele ältere Menschen ihre Erwartungen an die Zukunft. Denn die Vorstellung, nach und nach immer mehr zu vergessen und am Ende vielleicht sogar sich selbst zu verlieren, ist schrecklich. Auch widerstrebt es ihnen, keine eigenen Entscheidungen mehr treffen zu können, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein und der Familie zur Last zu fallen. Wie keine andere Erkrankung ist die Alzheimer-Demenz der Inbegriff dessen, wovor sich diese Menschen fürchten.
Heute leben in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz. Im Jahr 2050 werden es voraussichtlich doppelt so viele sein. Insgesamt wird die Einwohnerzahl Deutschlands dann aber auf etwas mehr als 70 Millionen geschrumpft sein. Der starke prozentuale Anstieg der Demenzerkrankungen ist eines der riesigen Probleme, die auf unsere Gesellschaft aufgrund des demografischen Wandels zukommen. Denn wer soll all die Demenzpatienten pflegen, wenn im Jahr 2050 jeder Dritte 65 Jahre oder älter ist?
Obwohl die pharmazeutische Forschung seit Jahren auf der Suche nach wirksamen Antidementiva ist, wurde noch kein Mittel entwickelt, mit dem sich die Pflegebedürftigkeit von Alzheimerpatienten hinauszögern lässt. An vielversprechenden Kandidaten gab es wahrlich keinen Mangel – die neuste Entdeckung ist das altbekannte Virustatikum Aciclovir (lesen Sie dazu Virustatika: Antivirale Substanzen auf Abwegen). Leider wurden die Hoffnungen bislang jedoch immer wieder enttäuscht. Dennoch sind Fortschritte zu verzeichnen, denn auch eine symptomatische Verbesserung, wie sie durch neue Wirkstoffe möglich ist, bedeutet oft eine erhebliche Erleichterung des Alltags für Patienten und Pflegende (lesen Sie dazu Alzheimer-Demenz: Neue Arzneistoffe, neue Hoffnung?).
Zu den Aufgaben des Apothekers gehört es, Alzheimerpatienten und ihren Angehörigen die Möglichkeiten und Grenzen eines Medikaments zu erklären. Weitaus wichtiger als diese naturwissenschaftliche ist im Umgang mit Betroffenen aber die soziale Seite des Apothekerberufs. Denn wo es keine Aussicht auf Heilung gibt, haben Apotheker immer noch ein offenes Ohr und Mitgefühl für die Ängste und Sorgen der Familien, die von der Krankheit betroffen sind.
Annette Mende
Redakteurin Pharmazie