»Die Aufnahme des Status quo« |
21.10.2015 08:44 Uhr |
PZ / Im September 2014 hat der Deutsche Apothekertag das Grundsatzpapier »Apotheke 2030 – Perspektiven zur pharmazeutischen Versorgung in Deutschland« verabschiedet, an dessen Umsetzung nun gearbeitet wird. Dazu gehört auch die Bestandsaufnahme der Tätigkeitsprofile des Apothekers, also eine Aktualisierung des Berufsbilds. Wie diese abläuft, erklärt Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer (BAK).
PZ: Wieso beschäftigt sich die BAK mit der Aktualisierung des Berufsbilds?
Benkert: Das Perspektivpapier ist eine Vision der pharmazeutischen Versorgung in Deutschland von morgen. Um die weitere Diskussion bei der Umsetzung des Papiers zu ordnen, wurden zwischenzeitlich sieben Handlungsfelder abgeleitet. Ein Handlungsfeld ist die Qualifikation des Apothekers, um die neuen Dienstleistungen adäquat erbringen zu können. Dabei gab es eine erste Diskussion über die Notwendigkeit der Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker. Das Perspektivpapier berücksichtigt nur den Tätigkeitsbereich öffentliche Apotheke und nicht die anderen Arbeitsbereiche, in denen Apotheker ihren Beruf ausüben. Die Diskussion über die Novellierung der Approbationsordnung kann jedoch nur geführt werden, wenn auch diese Tätigkeitsprofile betrachtet werden. Darum haben wir uns entschlossen, zunächst das Berufsbild des Apothekers mit den wichtigsten pharmazeutischen Tätigkeitsbereichen zu aktualisieren.
»Alle Apotheker sind eingeladen, sich am öffentlichen Diskussionsprozess zu beteiligen.«
Foto: PZ/Wagenzik
PZ: Was beschreibt das Berufsbild im Unterschied zum Perspektivpapier?
Benkert: Das Perspektivpapier ist ein Blick in die Zukunft mit der Fragestellung, wie wir die Versorgung durch die öffentliche Apotheke weiterentwickeln wollen. Im Gegensatz dazu verdeutlicht das Berufsbild, welche Leistungen Apotheker bereits heute in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen erbringen – quasi die Aufnahme des Status quo mit einem kleinen Blick in die Zukunft.
PZ: Wäre es denn nicht besser gewesen, auch für die anderen Tätigkeitsbereiche des Apothekers ein Zukunftspapier zu entwickeln?
Benkert: Selbstverständlich haben wir dies intensiv diskutiert. Mit Blick auf die Diskussion über die Ausbildungsinhalte wäre es aber nicht zielführend gewesen. Der Verordnungsgeber legt Ausbildungsinhalte nicht als Option für eine Zukunft fest, von der er nicht weiß, wie sie aussehen wird. Er legt sie anhand des Status quo fest – allerhöchstens mit Blick auf die absehbare Zukunft.
PZ: Wie ist die Arbeitsgruppe der BAK zusammengesetzt?
Benkert: Natürlich haben wir darauf geachtet, dass die entsprechende Expertise für jeden Tätigkeitsbereich vertreten ist. Die Arbeitsgruppe ist bunt besetzt mit je einem Vertreter des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker, des Bundesverbands klinik- und heimversorgender Apotheker, der Apotheker in Wissenschaft, Industrie und Verwaltung, des Bundesministeriums der Verteidigung, der Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen – einer Arbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden, des Verbands der Professoren an pharmazeutischen Hochschulinstituten und der Arbeitsgruppe »Theoretische und praktische Ausbildung« der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Den Bereich öffentliche Apotheke vertritt neben mir Gabriele-Regina Overwiening, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der BAK und Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Aber alle interessierten Apotheker können ebenfalls mitarbeiten – sie sind eingeladen, sich am öffentlichen Diskussionsprozess zu beteiligen.
PZ: Wie können sich Apotheker am Abstimmungsprozess beteiligen?
Benkert: Ähnlich wie beim Perspektivpapier wird der Vorschlag der Arbeitsgruppe für das Berufsbild über eine Internetplattform zur Kommentierung zur Verfügung stehen, und zwar den ganzen November über. Dabei können die Texte absatzweise kommentiert, diese Kommentare wiederum durch andere Teilnehmer kommentiert und Kommentare mit einem Klick positiv, neutral oder negativ bewertet werden.
PZ: Was braucht ein Apotheker, um mitzumachen?
Benkert: Die Diskussionsplattform ist vom 1. bis 30 November 2015 im Internet unter www.berufsbild-apotheker.de verfügbar. Apotheker benötigen für den Zugang einen Aktivierungscode, den sie bei ihrer zuständigen Apothekerkammer erhalten. Mit diesem erfolgt auf der Seite die Registrierung für die Diskussion. Dabei werden die individuellen Zugangsdaten in Form des Benutzernamens und Passworts angelegt, die Angabe einer E-Mail-Adresse ist zwingend notwendig. Mit den Zugangsdaten können sich die Anwender anschließend beliebig oft anmelden und an der Diskussion teilnehmen.
PZ: Wie geht es nun mit dem Berufsbild weiter?
Benkert: Die eingegangenen Kommentare und Anregungen werden nach der Kommentierungsphase von der Arbeitsgruppe aufbereitet. Die aktualisierte Fassung des Berufsbilds des Apothekers soll dann auf der Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer im Frühjahr 2016 verabschiedet werden.
PZ: Was erwarten Sie persönlich von dem Abstimmungsprozess?
Benkert: Ich erhoffe und erwarte mir eine rege Beteiligung der Apotheker aus allen Tätigkeitsbereichen. Beim Perspektivpapier wurde uns oft der Fokus auf die öffentliche Apotheke und die Nichtbeteiligung der in anderen Bereichen tätigen Apotheker vorgeworfen. Nun haben alle die Chance, sich in die Diskussion über das Berufsbild einzubringen. Dieses wird die Grundlage sein für die Diskussion über die Neuausrichtung der Approbationsordnung. Und sehen Sie es so: Wir beschreiben die aktuelle Situation, aber dies ist der erste Schritt in die Zukunft, und den sollten wir gemeinsam gehen. /