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Expopharm Medienpreis zum zwölften Mal verliehen

18.10.2016  16:26 Uhr

Bereits zum zwölften Mal ist am 12. Oktober der Expopharm Medienpreis verliehen worden. Mit dem Wettbewerb, der unter dem Motto »Die Apotheke in der Gesellschaft« ausgeschrieben wurde, will Europas größte und wichtigste pharmazeutische Fachmesse die umfassende, seriöse, aber auch durchaus kritische Berichterstattung über Apotheken fördern. Der »Expopharm Medienpreis 2016« wurde in vier Kategorien ausgeschrieben, die jeweils mit 5000 Euro dotiert waren.

 

In der Kategorie »Apotheke und Politik« wurde Julia Friedrichs ausgezeichnet. Ihr Beitrag »Der Preis der Hoffnung« erschien am 25. Januar 2016 im »Zeit-Magazin«. Darin griff die Autorin ein Thema auf, das die Politik und damit auch die Medien besonders beschäftigte. Während der Preiskampf unter den patentfreien Arzneimitteln auch durch Rabattverträge immer schärfer wird, sind innovative Arzneimittel – wie die Autorin es formuliert – »exorbitant teuer«. 

Manche können chronische Krankheiten besiegen, andere verlängern das Leben um wenige Wochen. Julia Friedrichs beleuchtet in ihrem Artikel die Situation nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Industrienationen. Wirklich zufriedenstellend gelöst ist sie Friedrichs Ansicht nach nirgendwo. Und auch hierzulande scheut sich die Politik immer noch, das Thema entschlossen anzugehen. Denn ist der ausgehandelte Erstattungspreis zu niedrig, droht die Gefahr, dass die Unternehmen ihr Produkt in Deutschland vom Markt nehmen. Letztlich können Lösungen nur im gesellschaftlichen Konsens entwickelt werden. Mit ihrem Beitrag hat Julia Friedrichs ihren Lesern dafür ebenso verständliche wie qualifizierte Entscheidungshilfen zur Verfügung gestellt.

Eric Breitinger ist der Preisträger in der Kategorie »Apotheke und Ökonomie«. Gemeinsam mit internationalen Journalistenkollegen hat er einen Beitrag über die unterschiedlichen Preis­niveaus in Europa erarbeitet, der mit Unterstützung des Journalismfund.eu mit Sitz in Brüssel entstand und am 8. Mai 2016 in der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« erschien. In ihrem Artikel »Heilung nur für Reiche« zeigen die Autoren, dass Europa in der Arzneimittelversorgung noch weit von einheitlichen Leistungen der Sozialversicherungssysteme entfernt ist. Während bei uns über hohe Arzneimittelpreise diskutiert wird, können sich die Patienten zum Beispiel in Griechenland, Lettland oder auch Bulgarien und Rumänien viele Innovationen überhaupt nicht leisten. Da die Preise dort im Rahmen des Referenzpreis­systems auch die in den wohlhabenderen europäischen Staaten beeinflussen, kann es für ein Unternehmen lohnend sein, eher auf die Erstattung durch die Sozial­systeme zu verzichten, als nach ihrer Meinung zu niedrige Angebote zu akzeptieren. Politische Vorstöße, um dieses Problem nachhaltig zu beenden, gibt es laut Artikel bereits einige. Ob diese allerdings Aussicht auf Erfolg haben, kann noch nicht gesagt werden. 

In der Kategorie »Apotheke und Verbraucher« ging der Preis 2016 an Dr. Pia Heinemann. Ihr Beitrag »Ungeschützte Behauptung«, der am 20. März 2016 in der »Welt am Sonntag« veröffentlicht wurde, greift ein Thema auf, über das spätestens seit dem erneuten Ausbruch von Masern-Erkrankungen in Deutschland wieder intensiv diskutiert wird: die Schutzimpfungen. Obwohl sich Infektionskrankheiten wie Masern mit einem kleinen Piks für immer ausrotten ließen, lässt sich die nicht kleiner werdende Zahl ihrer Gegner vom Nutzen nicht überzeugen. Die dabei in den Raum gestellten Behauptungen entstammen eher dem Bereich der Mythen als dem der wissenschaftlich nachweisbaren Fakten. Pia Heinemann ergreift leidenschaftlich Partei. Sie wirbt dafür, die Information durch Experten zu verbessern, um so der Des­information entgegenzuwirken. Die Masern in Deutschland könnten eliminiert werden, wenn mindestens 95 Prozent der Bevölkerung durchgeimpft sind. Die Quote liegt aber derzeit bei nur 92 Prozent. Pia Heinemann möchte dazu beitragen, die noch fehlenden drei Prozentpunkte bald zu erreichen.

 

Für ihre Sendung »Zufallsentdeckungen in der Medizin«, die am 21. August 2015 in SWR2 Wissen ausgestrahlt wurde, erhielt Martina Keller den Expopharm Medienpreis 2016 in der Kategorie »Pharmazie und Forschung«. Weltweit arbeiten die forschenden Pharmaunternehmen an der Entwicklung neuer Wirkstoffe. Dabei gehen sie oft sehr geplant und zielgerichtet vor. Denn die Entwicklung neuer Medikamente ist teuer – unter anderem, weil viele Ansätze teilweise noch im letzten Stadium der klinischen Versuche gestoppt werden müssen. Zahlen von bis zu einer Milliarde US-Dollar, die allein für einen innovativen Wirkstoff aufzuwenden sind, machen immer wieder die Runde.

Dennoch gibt es auch immer noch Zufallsentdeckungen. Bekanntestes Beispiel aus der jüngeren Zeit ist wohl der gegen koronare Herzerkrankungen entwickelte Wirkstoff Sildenafil, den heute unter dem Handelsnamen Viagra fast jeder kennt. Martina Keller will nicht dem Prinzip Zufall als vorrangigem Forschungsschwerpunkt das Wort reden. Sie wirbt aber dafür, dass sich Wissenschaftler und Firmenchefs wieder mehr mit der Geschichte bedeutender Entdeckungen beschäftigen. Und dazu gehört die Gunst des Zufalls, sowie die Kunst, diese zu nutzen.

 

Die Verleihung des Expopharm Medienpreises fand im Münchner GOP-Theater statt. Der Wettbewerb wurde von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, der DKV und der Messe Düsseldorf unterstützt. /

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