Pharmazeutische Zeitung online

Dick schon im Mutterleib

29.09.2006  09:38 Uhr

Dick schon im Mutterleib

Von Ariane Wohlfarth

 

Nicht nur die Kinder und Erwachsenen, sondern auch die Ungeborenen werden in Deutschland immer dicker und größer.

 

Diese Erkenntnis ergab sich als Nebenprodukt  einer Untersuchung des Institutes für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen, die der Frage nachging, warum die Zahl der Kaiserschnitte steigt. Dabei zeigte sich, dass nicht wie vermutet der Wunsch der Mütter, sondern unter anderem die durch Reproduktionsmedizin zunehmenden Mehrlingsschwangerschaften, aber auch die Größe und das Gewicht der Kinder Ursachen dieser Entwicklung sind. Bereits 8 bis 10 Prozent von ihnen wiegen bei der Geburt über vier Kilogramm oder sind mehr als 57 cm lang. Dadurch haben sie Schwierigkeiten, durch den knapp bemessenen Geburtskanal zu gelangen.

 

Grund für die Gewichtszunahme ist ein im Laufe der Evolution entstandener Mechanismen, der das Überleben der ungeborenen Kinder sichern soll. Hungerperioden überstehen sie, weil sie »wie Parasiten« das nehmen, was sie brauchen. Die Kinder kommen mit wenigen Gramm unter dem Normalgewicht, aber gesund zur Welt, erklärte Professor Dr. Klaus Vetter, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, auf dem diesjährigen Kongress der Gesellschaft in Berlin. Im Gegensatz dazu werden die Kinder heute regelrecht vollgestopft. »Ich bin satt«, können sie noch nicht sagen und die Nabelschnur ebenfalls nicht abriegeln. Stattdessen sind sie dem übermäßigen Angebot an Nährstoffen und vor allem dem starken Wachstumshormon Insulin ausgesetzt, was sie wachsen lässt.

 

Hauptursachen des Problems sind Fehlernährung und das steigende Alter der Mütter. Während im Jahr 1976 nur ein Prozent der Schwangeren über 35 Jahre alt war, sind es heute bereits 23 Prozent. Erhöhtes Körpergewicht und Stoffwechselstörungen treten bei älteren Müttern statistisch häufiger auf als bei jüngeren und verschaffen dem Kind eine schlechte Startposition. Es wird bereits mit Anlagen für spätere metabolische und hormonelle Störungen geboren, aus denen sich Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ergeben können. Um dies zu vermeiden sollten sich Schwangere ausreichend bewegen, gesund ernähren und keinesfalls für zwei essen.

Mehr von Avoxa