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RKI-Präsident

Masern-Impfpflicht wäre kontraproduktiv

27.09.2017  10:48 Uhr

Von Annette Mende / Die derzeit wieder einmal diskutierte Einführung einer Verpflichtung zur Impfung gegen die Masern (lesen Sie dazu auch Masern: Kein Ende in Sicht) würde aus Sicht von Professor Lothar H. Wieler das Problem der häufigen Masern-Epidemien in Deutschland nicht lösen. In der »Ärzte Zeitung« nennt der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) hierfür mehrere Gründe. Zum einen hätten zuletzt vor allem die großen Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Masern-Ausbrüche ausgelöst. Diese Altersgruppe werde aber bei Forderungen nach einer Impfpflicht nie erwähnt. Sie ist aus Wielers Sicht auch weniger durch Zwang zu erreichen als vielmehr durch Informationskampagnen und aufsuchende Impfangebote.

 

Impfskepsis sieht der RKI-Präsident dagegen nicht als Haupthindernis, »sonst gäbe es bei Schulanfängern keine Impfquote von fast 97 Prozent für die erste Masernimpfung«. Vor diesem Hintergrund könnte eine Impfpflicht den Eindruck erwecken, dass die Sach­argumente für die Impfung doch nicht so gut sind, so Wieler. Zudem sei zu ­befürchten, dass die Verpflichtung zu einer bestimmten Impfung die Bereitschaft für die verbliebenen freiwilligen Impfungen deutlich verringert.

 

Für essenziell hält Wieler dagegen eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung der Gesundheits­ämter. Auch müssten Abrechnungshindernisse abgebaut werden, damit jeder Arztkontakt zum Schließen von Impf­lücken genutzt werden könne. /

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