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Sprachstörungen

Ursache immer abklären

28.09.2016  09:08 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi, Mannheim / Sprachstörungen, auch Aphasien genannt, sind immer eine rote Flagge und müssen weiter abgeklärt werden. Das machte der Notfallmediziner Dr. Christian Roth vom Klinikum Kassel auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Mannheim deutlich.

»Alle Ursachen außer der Migräneaura sind gefährlich.« Die naheliegendste Ursache, vor allem wenn kardiovaskuläre Risiken bestehen, ist ein Schlaganfall. Wenn Fieber als weiteres Symptom hinzukommt, müsse auch an eine Herpes-simplex-Enzephalitis gedacht werden. Bei zusätzlichen Kopfschmerzen könne es sich um eine Thrombose in einer Sinusvene handeln, in einem venösen Gefäß der harten Hirnhaut. Zudem können Sprachstörungen auch auf Traumata oder Raumforderungen wie etwa Tumorerkrankungen zurückgehen.

Aphasien entstehen, wenn die Sprachzentren im Gehirn geschädigt sind. Dann ist die Fähigkeit, Worte zu erkennen und korrekt wiederzugeben, gestört. Abhängig vom betroffenen Bereich äußern sich die Störungen in verschiedenen Formen, zum Beispiel als Wortverwechslungsstörung oder Agrammatismus. Häufig ist die Wernickeform, bei der Betroffene flüssig reden und verschachtelte Sätze mit Satzmelodie bilden, aber Worte und Laute verwechseln, sodass das Gesagte keinen Sinn ergibt.

 

Von den Sprachstörungen abzugrenzen sind Sprechstörungen (Dysarthrien), berichtete Roth. Bei diesen bleibt das Sprachverständnis erhalten, aber die Sprachmotorik ist gestört. »Die Muskeln bekommen das einfach nicht mehr hin.« Betroffene haben eine verwaschene, nuschelnde, schlecht zu verstehende Sprache, etwa wie Betrunkene. Der Inhalt des Gesagten ist aber korrekt. Diese Sprechstörungen können auf Schäden des Gehirns oder der Gesichtsnerven beruhen. Häufig sei die Ursache aber sekundär, also nicht neuro­logisch, etwa eine Exsikkose, Intoxikationen, Schock, schwere Allgemeinerkrankungen oder Sepsis.

 

Um Sprach- von Sprechstörungen und Verwirrtheit des Patienten abzugrenzen, helfe ein Kurztest weiter, der verschiedene Aspekte berücksichtigt: die Spontansprache, die Fähigkeiten Sätze nachzusprechen und Dinge zu benennen sowie die Schriftsprache. Letztere lasse sich testen, indem man den Patienten auffordert, beispielsweise das Namensschild vorzulesen. Zudem sollte noch das Sprachverständnis geprüft werden, indem man dem Patienten zu einer Handlung auffordert, wie rechten Zeigefinger auf die Nasenspitze legen. Wird diese korrekt ausgeführt, ist das Sprachverständnis vorhanden. /

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