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Finasterid

Erhöhtes Brustkrebsrisiko?

28.09.2010  14:04 Uhr

Von Sven Siebenand / Es gibt Hinweise auf ein möglicherweise vermehrtes Auftreten von Brustkrebs bei Männern unter der Behandlung mit Finasterid. Zu diesem Ergebnis kommt die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe (Pharmacovigilance Working Party, PhVWP) des Ausschusses für Humanarzneimittel bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA.

Aufgrund von Fallberichten und eines biologisch plausiblen Mechanismus habe die PhVWP eine Überprüfung des Risikoverdachts auf Brustkrebs bei Männern, die unterschiedliche Dosen des Wirkstoffes Finasterid einnehmen, durchgeführt, heißt es in der Septemberausgabe des Bulletins zur Arzneimittelsicherheit von BfArM und PEI. Angesichts der ungesicherten Erkenntnislage sei eine Schlussfolgerung hinsichtlich eines kausalen Zusammenhangs zurzeit nicht möglich. Allerdings könne ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Brustkrebs auch nicht sicher ausgeschlossen werden. Finasterid-haltige Arzneimittel tragen deshalb einen Hinweis in ihren Produktinformationen. Männer werden aufgefordert, Brustveränderungen, die unter Finasterid auftreten, dem Arzt zu melden. Diesem wird empfohlen, jede Gynäkomastie sowie andere Brustveränderungen unter Anwendung von Finasterid abzuklären, um eine maligne Erkrankung auszuschließen.

 

Finasterid wirkt als 5-α-Reduktase-Hemmer und verhindert damit die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT). Daraus ergibt sich die Wirksamkeit beim benigen Prostatasyndrom und bei der androgenetischen Alopezie. Da Estrogene bei Männern aus der Umwandlung von Androgen zu Estrogenen entstehen, führt ein finasteridbedingter Anstieg des Testosteronspiegels in der Folge zu einem Anstieg des Estradiolspiegels. Die absoluten Veränderungen im Androgen-Estrogen-Verhältnis könnten für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko von Bedeutung sein, heißt es in dem Bulletin. / 

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