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Arzneimittelaufsicht

BfArM-Chef für straffere Strukturen

12.09.2018  10:48 Uhr

Von Ev Tebroke / Angesichts der Skandale um verunreinigte Blutdrucksenker und illegale Krebsmedikamente fordert der Chef des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, bessere zentrale Durchgriffsmöglichkeiten.

 

Als Bundesoberbehörde müsse das BfArM den Landesbehörden Anweisungen geben können, wenn Patienten in Gefahr seien, betonte er im Interview mit der Zeitung »Die Welt«. Es müsse eine zentrale Anlaufstelle geben, wie bei der US-Arzneimittelaufsichtsbehörde FDA, die eine schnelle Koordination und Kommunikation übernimmt. »Wir stehen als BfArM dafür bereit«, so Broich.

 

Bisher kann das BfArM den jeweiligen Arzneimittelaufsichten der Länder nur Empfehlungen geben. Der Fall Lunapharm in Brandenburg habe beispielhaft gezeigt, wo die Kontrolle nicht funktioniert habe. »Solche Lücken in der Aufsicht müssen wir schließen«, betonte der Chef der deutschen Arzneiaufsicht. Es gehe nicht darum, die Bundesländer in die Schranken zu weisen, sondern um den Schutz der Patienten. Um die Betroffenen in Krisen besser zu erreichen, brauche es zudem auch mehr Transparenz. Abhilfe könnte laut Broich etwa eine nationale Gesundheitsdatenbank schaffen.

 

Transparenz fordert Broich zudem auch in den Lieferketten. »Wir müssen erreichen, dass man künftig die gesamte Lieferkette eines Medikaments nachverfolgen kann«, sagte er der »Welt«. Hier sieht er vor allem die Verbände der Parallelhändler in der Pflicht. Sie müssten die schwarzen Schafe endlich klar benennen. Probleme mit illegalen Medikamenten gebe es fast nur in diesem Marktsegment. Zuletzt hatte die im Fall Lunapharm zur Aufarbeitung eingesetzte Expertenkommission angeregt, den Parallelvertrieb von Medikamenten zu verbieten. /

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