Eisenmangel macht schwaches Herz noch schwächer |
14.09.2016 10:13 Uhr |
von Caronlin Gieck / Ein Eisenmangel ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz häufig und verschlechtert die Prognose. Den zugrunde liegenden Mechanismus haben nun deutsche Forscher aufgeklärt und im »European Heart Journal« vorgestellt (DOI: 10.1093/eurheartj/ehw333). Demnach ist bei betroffenen Patienten im Herzen die Aktivität zweier Proteine vermindert, die den Eisengehalt der Zellen kontrollieren.
Als Teil der Elektronentransportkette spielt Eisen im Metabolismus der Mitochondrien eine Schlüsselrolle. Um dem enormen Energiebedarf des Herzens gerecht zu werden, weisen die Kardiomyozyten eine besonders hohe Dichte an Mitochondrien auf. Doch diese können den ATP-Bedarf nur decken, wenn ihnen genügend Eisen zur Verfügung steht.
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Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz scheint genau hierin ein Problem zu liegen, wie das Team um Saba Haddad von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) nun herausfand: Gewebeproben von Patienten zeigen, dass die Kardiomyozyten intrazellulär über etwa ein Drittel weniger Eisen verfügen als die Zellen eines gesunden Herzens. Die Ursache sind vermutlich zwei mRNA-bindende Proteine, die Iron regulatory Proteins (IRP). Diese Transkriptionsfaktoren steuern die Expression von Genen, die den intrazellulären Eisenstoffwechsel regulieren. In Gewebeproben von Patienten mit ischämischer oder dilatativer Kardiomyopathie waren die IRP deutlich weniger aktiv als in Vergleichsproben.
Wie sich dies auf die Funktion des Herzens auswirkt, untersuchten die Forscher mithilfe von gentechnisch veränderten Mäusen, deren Herzmuskelzellen keine IR-Proteine herstellten, was zu einem intrazellulären Eisenmangel führte. Unter normalen Bedingungen zeigten diese Tiere keine Auffälligkeiten. Hämodynamischen Stress, den die Wissenschaftler durch das synthetische Katecholamin Dobutamin erzeugten, konnten die Tiere allerdings nicht kompensieren. Auch nach einem Herzinfarkt litten sie unter stärkerem Remodeling und die Mortalität war deutlich erhöht im Vergleich zur Kontrollgruppe. Eine einzige Eiseninjektion genügte, um die Herzfunktion wieder zu normalisieren.
»Eisenmangel ist nicht nur Zeichen für, sondern auch Ursache der schlechten Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz. Und er kann leicht behoben werden«, sagt Professor Dr. Johann Bauersachs in einer Mitteilung der MHH. Etwa 40 Prozent der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz leiden an einem Eisenmangel. In der aktuellen Leitlinie zur Herzinsuffizienz vom Juni 2016 wird dieser Aspekt schon berücksichtigt: Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt, bei symptomatischen Patienten, deren Serumferritin unter 100 µg/l liegt, eine intravenöse Eisensubstitution mit Eisencarboxymaltose (Ferinject®) zu erwägen. /