Cannabis als Medizin bezahlen |
20.08.2014 09:43 Uhr |
Von Daniela Biermann und Stephanie Schersch / Mit einer Petition fordern Mediziner und Patienten die Kostenübernahme für Arzneimittel auf Cannabis-Basis. Wer auf Empfehlung des Arztes Cannabis konsumiert, sollte zudem kein Strafverfahren fürchten müssen, heißt es in dem Antrag.
Patienten, die von einer entsprechenden Behandlung profitieren, »sollten unabhängig von ihren wirtschaftlichen Verhältnissen einen Zugang zu Cannabis-Produkten erhalten«. In Deutschland können Ärzte Cannabis-Präparate auf einem Betäubungsmittelrezept verschreiben. Erhältlich sind hierzulande das Fertigarzneimittel Sativex® sowie die Rezeptursubstanz Dronabinol. Außerdem können Apotheken die Präparate Cesamet® und Marinol® importieren. Die Bundesopiumstelle kann Patienten zudem die Genehmigung erteilen, Cannabis-Blüten aus der Apotheke zu beziehen.
Die Kosten für eine Therapie mit Cannabis übernehmen die Krankenkassen in vielen Fällen jedoch nicht. Vermögende Patienten seien daher klar im Vorteil, heißt es in der Petition. Hier bestehe »eine Zweiklassenmedizin und eine medizinische Unterversorgung«.
Hunderttausende Bürger seien daher gezwungen, sich illegal mit Cannabis-Produkten selbst zu therapieren. Patienten, die auf Empfehlung ihres Arztes eine solche Therapie vornehmen, sollte zumindest keine strafrechtliche Verfolgung drohen, so die Forderung. Der Bundestag müsse deshalb beschließen, Strafverfahren in diesen Fällen grundsätzlich einzustellen.
Hinter der Petition steht der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, Franjo Grotenhermen. Rund 4000 chronisch Kranke haben in Deutschland dem Verband zufolge Zugang zu Cannabis-Präparaten aus der Apotheke. »Wir schätzen, dass mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland von einer Behandlung mit Cannabis als Medikament profitieren würden«, sagte Grotenhermen. Die Kosten für eine solche Therapie liegen demnach bei bis zu 600 Euro im Monat.
Cannabis im Eigenanbau
Die Petition kann noch bis zum 10. September unterstützt werden. Erreicht sie 50 000 sogenannte Mitzeichnungen, wird der Petitionsschuss des Bundestags voraussichtlich öffentlich über das Thema beraten. Über den Einsatz von Cannabis als Medizin gibt es immer wieder Diskussionen. Ende Juli hatte das Verwaltungsgericht Köln entschieden, dass Schmerzpatienten in Ausnahmefällen Cannabis zu Hause anbauen dürfen, wenn Cannabis-Produkte aus der Apotheke für sie unerschwinglich sind. /