Suizidabsichten per Bluttest erkennen |
17.08.2016 10:28 Uhr |
Von Sven Siebenand / Ein Enzym könnte dabei helfen, Menschen mit Suizidabsichten zu identifizieren. Ein Forscherteam aus Schweden, Australien und den USA hat herausgefunden, dass die enzymatische Aktivität der Amino-Carboxy-Muconat-Semialdehyd-Decarboxylase (ACMSD) bei suizidalen Patienten reduziert ist.
ACMSD ist dafür zuständig, Pikolinsäure auf Kosten von Quinolinsäure zu produzieren. Bei Patienten, die versucht hatten, sich das Leben zu nehmen, fanden die Wissenschaftler nicht nur eine geringe ACMSD-Aktivität, sondern auch deutlich weniger Pikolinsäure im Blut. Dafür war die Quinolinsäure-Konzentration deutlich erhöht, wie die Forscher in »Translational Psychiatry« berichten (DOI: 10.1038/tp. 2016.133).
Wenn ein Bluttest Menschen mit Selbsttötungsabsicht identifizieren könnte, ließen sich damit womöglich Suizide verhindern.
Foto: Fotolia/Friedberg
Quinolinsäure ist ein starker Agonist des glutamatergen NMDA-Rezeptors und wirkt proentzündlich. Das passt gut zu der früheren Erkenntnis, dass sich bei suizidalen Patienten mehr Entzündungsmarker im Blut nachweisen lassen. »Wir vermuten, dass Menschen mit einer geringen ACMSD-Aktivität besonders gefährdet sind, Suizidabsichten zu entwickeln«, so Professor Dr. Lena Brundin vom Van Andel Research Institute in Michigan. »Wenn wir mit einem einfachen Bluttest Patienten mit einem erhöhten Risiko identifizieren könnten, wäre das ein großer Schritt vorwärts«, ergänzt Professor Dr. Sophie Erhardt vom Karolinska-Institut in Stockholm.
Im nächsten Schritt wolle man nun herausfinden, ob diese Änderung in der Enzymaktivität nicht nur bei Patienten mit Suizidgedanken, sondern generell bei Menschen mit schweren Depressionen vorliegt. Zudem planen die Forscher, sich an die Entwicklung von Wirkstoffen zu machen, die das Enzym ACMSD aktivieren, um das Gleichgewicht zwischen Pikolin- und Quinolinsäure im Körper wiederherzustellen und antientzündlich zu wirken. /