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MERS-Coronavirus

Impfstoffe in Vorbereitung

04.08.2015  16:08 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Zwei Impfstoffkandidaten gegen das MERS-Coronavirus (MERS-CoV) stehen kurz vor dem Einstieg in die klinische Prüfung. Das berichten ein Team aus München und eines vom US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in Bethesda. Die jeweiligen Vakzine-Kandidaten haben tierexperimentelle Tests erfolgreich abgeschlossen und sollen in Kürze am Menschen getestet werden.

Bislang gibt es keinen Impfstoff gegen den erst 2012 entdeckten Erreger des Middle East Respiratory Syndroms (MERS), an dem weltweit etwa 1350 Menschen erkrankt und 480 Menschen gestorben sind. Forscher weltweit arbeiten daran, dies zu ändern. So hat ein Team um Professor Dr. Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität München die experimentelle Vakzine MVA-MERS-S entwickelt, die auf einem modifizierten Vaccinia-Virus Ankara (MVA) beruht. Dieser wurde so verändert, dass er das Gen für das Spike- Glykoprotein (S-Protein) des MERS-Coronavirus enthält und dieses synthetisieren kann.

Das MERS-spezifische S-Protein dient dann als Antigen für die menschliche Immunantwort. Die Forscher testeten die Vakzine an einem Mausstamm, der so modifiziert wurde, dass er anfällig für MERS-CoV ist. Hohe Dosen des Impfstoffs störten die Virusreplikation deutlich, berichten die Forscher im »Journal of Virology« (DOI: 10.1128/JVI.00614-15). Zudem lag die Viruslast in den Lungen der geimpften Tiere deutlich unter der der Kon­trolltiere. »Dieser Test zeigt, wie sicher und effektiv unser Impfstoffkandidat ist«, sagt Sutter. Am Deutschen Zen­trum für Infektionsforschung sollen in Kürze Studien der Phase I unter seiner Federführung beginnen.

 

Das gleiche Antigen, aber einen anderen Ansatz wählten Forscher um Dr. Barney Graham vom NIAID für die Entwicklung ihres Impfstoffs. Ihr zweiteiliges Regime gegen MERS-CoV beinhaltet sogar zwei Impfstoffe, wobei einer die S1-Untereinheit des Spike-Glykoproteins und der zweite das Gen für dieses Protein enthält, also ein DNA-Impfstoff ist. Die Forscher testeten unterschiedliche Abfolgen dieser beiden Vakzine an Mäusen. Die stärkste Immunantwort lösten die Regime S1-Vakzine als Primer und S1-Vakzine als Booster beziehungsweise zwei Dosen DNA-Vakzine als Primer und S1-Vakzine als Booster aus. Die Ergebnisse stellen die Forscher aktuell im Fachjournal »Nature Genetics« vor (DOI: 10.1038/ncomms8712).

 

Besonders das zweite Regime rief eine breite Antwort an neutralisierenden Antikörpern gegen das S-Protein hervor – sowohl bei Mäusen als auch bei Makaken. Dabei waren die Antikörper gegen Epitope innerhalb und außerhalb der Rezeptor-Bindungsstelle des S-Proteins gerichtet, was verhindern könnte, dass sich das Virus durch Mutation dieser exponierten Bindestelle der Wirkung der Impfung entzieht. Graham und seine Kollegen arbeiten derzeit an der weiteren Verfeinerung des Regimes. Dann sollen klinische Studien folgen. /

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