Die boomende Branche |
03.08.2016 08:47 Uhr |
Von Cornelia Dölger / Brasilien wird für die Pharmabranche zunehmend zu einem neuen globalen Zentrum. Im Vergleich zu den Industrienationen bietet das Land, das zu den wichtigsten aufstrebenden Schwellenländern der Welt zählt, den Unternehmen größere Zuwachsraten.
Die Pharmabranche in Brasilien boomt. Bis zum Jahr 2019 wird das südamerikanische Land zum fünftgrößten Pharmamarkt der Welt aufsteigen, so die Prognose des Informationsdienstleisters IMS Health. Damit folgt es unmittelbar auf Deutschland, das seit 2014 Rang 4 der weltgrößten Pharmamärkte einnimmt und diese Position laut IMS Health bis 2019 höchstwahrscheinlich halten wird.
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In den sogenannten Pharmerging Countries, zu denen Brasilien zählt, befeuern die wachsende Kaufkraft der Bevölkerung sowie die zunehmende Verbreitung von Zivilisationskrankheiten die Nachfrage nach Arzneimitteln und Gesundheitsleistungen. Die Absatzkurve bei Medikamenten steigt im fünftgrößten Land der Welt nach wie vor – wenn auch die Wachstumsraten mittlerweile etwas geringer ausfallen als in der Vergangenheit. Insgesamt haben die Apotheken in Brasilien im vergangenen Jahr Arzneimittel im Wert von 19,5 Milliarden US-Dollar (rund 17,6 Milliarden Euro) zu Herstellerabgabepreisen abgegeben. Die umsatzstärkste Arzneigruppe waren Analgetika mit 861 Millionen US-Dollar (776 Millionen Euro), wie IMS Health der PZ mitteilte. Für die Jahre 2015 bis 2020 prognostiziert das Beratungsunternehmen einen durchschnittlichen Zuwachs »im mittleren einstelligen Bereich«.
Zugpferde beim Arzneimittelabsatz sind vor allem Generika, wie die dem Bundeswirtschaftsministerium zugeordnete Deutsche Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI) hervorhebt. Der Umsatz mit den Nachahmerpräparaten hat demnach bis September vergangenen Jahres um 21 Prozent zugelegt, während der Gesamtpharmamarkt im selben Zeitraum um 8,7 Prozent wuchs. Unter anderem brachte Generikaproduzent Eurofarma im vergangenen Jahr das erste Biosimilar Lateinamerikas auf den Markt.
Wachstumsfaktoren
Gestiegene Importkosten, von der Regierung verordnete Sparkurse und höhere Energiepreise setzten dem Pharmasektor zwar zu, so die GTAI, für 2017 rechnet sie aber wieder mit einem Aufschwung. »Positive Faktoren für die Perspektiven der Branche sind der sich verstärkende Alterungsprozess, neue Behandlungsmethoden sowie neue Konsumentengruppen«, so die GTAI-Experten.
So werden bislang lediglich rund 3,7 Millionen der etwa 14,3 Millionen Diabetiker in Brasilien medikamentös behandelt. Diese Lücke will etwa Novo Nordisk füllen: Das dänische Pharmaunternehmen betreibt in Montes Claros im Osten Brasiliens das größte Labor für Diabetes-Präparate in Lateinamerika. Ein wichtiger Abnehmer soll der GTAI zufolge der brasilianische Staat mit seinem Gratis-Medikamentenprogramm Farmacia Popular sein. /