Patienten brauchen Unterstützung |
16.07.2014 09:48 Uhr |
Von Kerstin Mitternacht / Das Internet ist eine der wichtigsten Informationsquellen für Verbraucher, wenn es um Fragen zur Gesundheit geht. Doch nicht jede Auskunft im Netz ist seriös. Apotheker sollten ihre Kunden dabei unterstützen, die Informationen richtig einzuordnen.
Im Internet informieren sich die Verbraucher über Krankheiten, Therapiemöglichkeiten und Nebenwirkungen von Medikamenten. Dies bestätigen zahlreiche Untersuchungen wie die Gesundheitsstudie der Kommunikationsagentur MSL Germany aus dem Jahr 2012: Dabei gaben etwa 50 Prozent der Befragten an, sich auf Internetseiten von Apotheken und Ärzten zu Gesundheitsthemen zu informieren – zudem werden diese Webauftritte als vertrauenswürdige Quellen eingestuft.
An erster Stelle stehen allerdings Wikipedia und Internetseiten der Krankenkassen bei der Beantwortung von Gesundheitsfragen.
Auch Professor Rainer Bromme, der am Institut für Psychologie an der Universität Münster seit Jahren zu diesem Thema forscht, bestätigt: »Gesundheitsthemen gehören zu den häufigsten Themen, nach denen im Netz recherchiert wird.« Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Nutzer informieren sich etwa in einem akuten Krankheitsfall, aber auch um den eigenen Lebensstil zu optimieren oder mehr über Möglichkeiten der Vorsorge zu erfahren.
Medikamente per Klick
Natürlich informierten sich Patienten heute sehr viel intensiver im Netz als noch vor einigen Jahren, sagt auch Reiner Kern, Pressesprecher der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Das gelte vor allem auch für ältere Menschen und trage insgesamt zur Stärkung der Patienten im Gesundheitssystem bei. Bei leichten Erkrankungen wie Erkältung, Durchfall oder trockener Haut holen sich Patienten allerdings nicht nur die Informationen aus dem Netz, sondern besorgen sich anschließend auch die entsprechenden Medikamente online, zeigt die MSL-Studie.
Häufig sind die Verbraucher aber auch verunsichert durch Online-Informationen, denn nicht immer ist klar, wer hinter den Angaben steht und ob die Internetseiten seriös sind. Oftmals verstehen die Patienten zudem nicht alles richtig. Die Folge: Kunden kommen mit Halbwissen in die Apotheke.
Hier können Apotheker punkten. Denn gerade in Sachen Beratung haben sie einen hohen Stellenwert bei ihren Kunden, wie eine Studie des Instituts für Handelsforschung ergeben hat. Apotheker sind demnach kompetente Ansprechpartner vor Ort.
Apotheker sollten sich deutlich als Informationsexperten positionieren, rät auch Anna Laven, Pharmatrainerin und Geschäftsführerin der Firma Pharmabrain. »Woran erkennt man eine gute Information aus dem Internet, und wie kann der Apothekenkunde diese für das eigene Wohlbefinden werten? Apotheker sollten hierzu eine Meinung haben, die sie ihren Kunden kommunizieren.« Ähnlich wie bei der Selbstmedikation sollten Apotheker den Patienten dabei auch die Grenzen der Selbstinformation verdeutlichen und erläutern, warum sich Verbraucher auf manche Informationen aus dem Internet nicht ohne zusätzliche Erläuterungen durch Arzt oder Apotheker verlassen sollten, ergänzt Laven.
Durch eine gute Beratung könnten Apotheker dazu beitragen, dass ihre Kunden Informationen aus dem Netz verstehen, ist auch Brommes Meinung. »Dabei können sie das Internet als Quelle miteinbeziehen und gezielt auf seriöse Informationen im Netz hinweisen, wie die Seite des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg.«
Einige Kunden fühlten sich allerdings so gut informiert, dass sie den Apotheker als möglichen Ansprechpartner gar nicht wahrnehmen, warnt Laven. Bromme rät den Apothekern daher, eine Liste mit seriösen Internetseiten aufzustellen, die sie den Kunden bei Bedarf mitgeben können. Damit ließe sich der Trend zur vermehrten Information im Netz positiv unterstützen. /