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Ärzte

Mehr Geld für forschende Mediziner

17.07.2007  16:22 Uhr

Ärzte

Mehr Geld für forschende Mediziner

Von Uta Grossmann

 

Marburger Bund und Deutscher Hochschulverband beklagen die schlechte Bezahlung forschender Mediziner in Deutschland. Um die Abwanderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ins Ausland zu stoppen, fordern die Verbände eine leistungsgerechte Vergütung an Universitätskliniken. Auch die Professorenbesoldung sei zu mickrig.

 

Zwar haben die Mediziner mit ihrem dreimonatigen Arbeitskampf einen Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken (TV-Ä) erstritten, der am 1. November 2006 in Kraft getreten ist. Allerdings gilt er nur für Ärzte, die Patienten versorgen. Ärzte in der klinischen Forschung werden nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) bezahlt und verdienen monatlich bis zu 2000 Euro weniger als ihre Kollegen. Der Vorsitzende des Marburger Bundes (MB), Dr. Frank Ulrich Montgomery, kritisierte diese Ungleichbehandlung. Es sei ein »Irrsinn«, Ärzte dafür zu bestrafen, über die ärztliche Tätigkeit hinaus wissenschaftliche Forschung zu betreiben.

 

Ausgerechnet ein Land, dessen klinische Forschung vielfach kritisiert werde, könne sich das nicht leisten, sagten Montgomery und der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Prof. Dr. Bernhard Kempen, unisono während einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.

 

Beide Verbände, MB und DHV, setzen sich dafür ein, den Geltungsbereich des Ärzte-Tarifvertrags TV-Ä auch auf die Ärzte in der klinischen Forschung und der vorklinischen Medizin sowie auf Naturwissenschaftler in der Hochschulmedizin und beamtete Professoren auszuweiten.

 

Kritik an der W-Besoldung

 

DHV-Präsident Kempen nannte die seiner Auffassung nach viel zu geringe W-Besoldung für Professoren ein falsches Signal an den wissenschaftlichen Nachwuchs. »W2-Professuren können von den Unikliniken kaum besetzt werden«, berichtete Montgomery. Um Deutschland für junge Wissenschaftler attraktiver zu machen, müsse die Politik bei der W-Besoldung nachlegen. In Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen »bewegt sich da bereits was«, so Kempen. Seit der Föderalismusreform ist die Beamtenbesoldung Ländersache.

 

Professur als Abstieg

 

Eine wissenschaftliche Karriere ist für Ärzte derzeit unter finanziellen Gesichtspunkten mehr als unattraktiv. Klinische W2-Professoren arbeiten häufig auch als Oberärzte, verdienen jedoch deutlich schlechter als Oberärzte ohne akademische Aufgaben. Ein Erstruf auf eine Professur in der klinischen Medizin sei zurzeit ein Abstieg, so Montgomery und Kempen: «Während ein überwiegend in der Patientenversorgung tätiger Oberarzt an einem Universitätsklinikum mit einem Gehalt nach Maßgabe des TV-Ä in Höhe von 5950 Euro im Westen beziehungsweise 5300 Euro im Osten anfängt, muss sich ein W2-Professor trotz zusätzlicher Dienstaufgaben mit deutlich weniger, nämlich 3890 Euro im Westen und 3600 Euro im Osten, begnügen. Das ist ein schlechter Witz und zeigt einmal mehr, dass die W-Besoldung weder amtsangemessen noch im Wettbewerb um die besten Köpfe konkurrenzfähig ist.«

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