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Präeklampsie

Niedrig dosierte ASS senkt Komplikationsrate

05.07.2017  09:40 Uhr

Von Annette Mende / Die Einnahme von 150 mg Acetylsalicylsäure (ASS) am Tag kann bei Schwangeren mit hohem Risiko für Präeklampsie die Rate dieser Schwangerschaftskomplikation vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) senken.

 

Eine randomisierte Doppelblindstudie mit 1776 Frauen bestätigte jetzt dieses Ergebnis früherer Untersuchungen, das unter anderem in Deutschland bereits zu einer entsprechenden Empfehlung geführt hatte. Laut S1-Leitlinie »Diagnostik und Therapie hyperten­siver Schwangerschaftserkrankungen« hat sich in Deutschland die Präeklampsie-Prophylaxe mit 100 mg ASS pro Tag mit Start vor der 16. SSW bis zur 34. SSW etabliert. Das entspricht in etwa dem Vorgehen in der aktuell im »New England Journal of Medicine« publizierten Untersuchung (DOI: 10.1056/NEJMoa 1704559).

Wie die Autoren um Dr. Daniel ­Rolnik vom Londoner King’s College schreiben, handelte es sich bei den Teilnehmerinnen um Frauen mit Einlingsschwangerschaften, bei denen im Rahmen eines Screenings in der Frühschwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie festgestellt wurde. Sie nahmen ab der 11. bis 14. SSW bis zur 36. SSW täglich 150 mg ASS oder Placebo ein. In der ASS-Gruppe entwickelten 13 Frauen eine Präeklampsie vor der 37. SSW, in der Placebogruppe 35 (1,6 versus 4,3 Prozent). Dieser Unterschied war statistisch signifikant und blieb im Wesentlichen unverändert, als die 152 Frauen, die aus verschiedenen Gründen die Studie verlassen hatten, in die Auswertung mit einbezogen wurden. Späte Präeklampsien rund um den Geburtstermin sowie Komplikationen, die das Neugeborene betrafen, waren in beiden Gruppen gleich häufig.

 

Die prophylaktische Gabe niedrig dosierter ASS ist demnach sinnvoll, wenn die Frau ein erhöhtes Prä­eklampsie-Risiko hat. Eine generelle ASS-Prophylaxe für alle Schwangere ist dagegen laut Leitlinie nicht indiziert. Risikofaktoren für die Komplikation sind unter anderem eine Prä­eklampsie in einer früheren Schwangerschaft, Diabetes mellitus und Bluthochdruck.

 

Von der Niedrigdosis-Prophylaxe abzugrenzen ist die Anwendung von ASS in Dosen ab 500 mg als Schmerzmittel. Diese ist in der Spätschwangerschaft kontraindiziert, unter anderem weil sie beim Ungeborenen zu einem frühzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli führen kann. /

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