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UV-Strahlung

Wie die Sonne den Augen schadet

30.06.2008  14:08 Uhr

UV-Strahlung

Wie die Sonne den Augen schadet

Von Mona Rais

 

Bei Sonnenschutz denkt man automatisch an die Haut. Doch auch die Augen können unter der energiereichen UV-Strahlung und Teilen des sichtbaren Lichtes leiden. Strahlung kann zu akuten und chronischen Schäden am Auge führen.

 

Der ungeschützte Blick in die Sonne kann schon nach Sekunden oder Minuten die Netzhaut schädigen und bleibende Sehverluste hervorrufen. Dies ist spätestens seit der Sonnenfinsternis 1912 bekannt, nach der 3000 Personen Augenveränderungen feststellten und 10 Prozent von diesen eine bleibende Sehverschlechterung davontrugen. Ob aber der Genuss der milden Frühjahrssonne eine Sonnenbrille nötig macht, ruft geteilte Meinungen hervor.

 

Im mitteleuropäischen Raum kann man aufgrund natürlicher Schutzmechanismen der Augen auch ohne getönte Brille längere Zeit im Freien verbringen, meint Professor Dr. Dieter Friedburg, Leiter des Ressorts Ophthalmologische Optik beim Berufsverband der Augenärzte. Fallen Sonnenstrahlen ins Gesicht, so bieten die Augenbrauen, vermehrtes Blinzeln und Zusammenkneifen der Lider äußeren Schutz. Die Pupille verengt sich, um möglichst wenig Licht an das innere Auge zu lassen.

 

Anders ist die Situation jedoch im Gebirge, beim Skifahren, am Wasser oder in sonnenreichen Gegenden. Hier kann die verstärkte Sonneneinstrahlung bei zusätzlicher Reflexion durchaus akute und auch langfristige Schäden am Auge verursachen. So reflektiert der Schnee zum Beispiel bis zu 95 Prozent des Lichtes, während es im Bereich von Grünflächen nur 6 Prozent sind. Pro 1000 Höhenmeter nimmt die Strahlung um bis zu 20 Prozent zu. Bei einer kurzfristig hohen UV-Exposition kann zum Beispiel die sogenannte Photokeratitis, auch Verblitzung oder Schneeblindheit genannt, nach einer Latenzzeit von sechs bis acht Stunden entstehen. Ihr liegt eine Beschädigung der äußeren Hornhautschicht zugrunde. Sie äußert sich in starken Schmerzen, Blendempfindlichkeit und Fremdkörpergefühl, gepaart mit Rötung, Brennen und Tränen der Augen. Eine Salbentherapie und Ruhe führen meist schon nach ein bis zwei Tagen zur vollständigen Genesung. Bei chronisch stärker lichtexponierten Personen entstehen 30 bis 40 Prozent der altersbedingten Hornhaut- und Bindehautveränderungen, wie Pinguecula (Lidspaltenfleck) und Pterygium (Flügelfell), durch UV-Lichtschäden.

 

Die Hornhaut absorbiert hauptsächlich UV-C- und UV-B-Strahlung, die Augenlinse UV-B- und UV-A-Strahlen. Die restliche Strahlung erreicht fast ungehindert die Netzhaut, insbesondere die Stelle des schärfsten Sehens, die Macula lutea (gelber Fleck). Auch sichtbares »blaues Licht« im Wellenlängenbereich von 430 bis 510 nm dringt bei jungen Menschen in bis zu 90 Prozent bis zur Netzhaut vor und ist nach experimentellen und epidemiologischen Untersuchungen neben der energiereichen UV-Strahlung ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Linsen- und Netzhautveränderungen. Darauf weist Professor Dr. Albert J. Augustin, augenärztlicher Direktor am Klinikum Karlsruhe, hin, der sich bereits seit vielen Jahren mit Ursachen und Prävention oxidativer Schäden am Auge auseinandersetzt.

 

Einfallendes Licht löst in Abhängigkeit von der Energiedosis in der Linse photodynamische oxidative Prozesse aus, die zu einer Trübung der Linse (Katarakt oder grauer Star) führen. Unter dem grauen Star leiden in den USA 5 Prozent der 65-Jährigen und 50 Prozent der 75-Jährigen. Eine Sehverschlechterung, Blendungserscheinungen und Verschwommensehen sind Zeichen der Erkrankung. Gleichzeitig wirkt die Linsentrübung aber im höheren Alter auch als natürlicher UV- und Blaufilter und damit als Schutz für die Netzhaut. Wenn bei einer Katarakt-Operation die Linse entfernt wird, geht auch der Strahlungsschutz verloren. Aus diesem Grund wird heute nach der operativen Entfernung die Implantation von Linsen mit UV-und Blaufilter empfohlen.

 

Innere Sonnenbrille verschwindet

 

Außer zu Katarakt kann die Sonne auch zur Entstehung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) beitragen. Diese multifaktorielle degenerative Netzhautveränderung im Bereich der Makula ist die häufigste Erblindungsursache und betrifft in der westlichen, weißen Bevölkerung fast 20 Prozent der 65-Jährigen, 30 Prozent der 75-Jährigen und 35 Prozent der 85-Jährigen. In Deutschland sind derzeit zwei Millionen Menschen erkrankt. Im Laufe des Lebens sammelt sich in der Netzhaut, in den Zellen des retinalen Pigmentepithels, Zellschutt (Lipofuszin) an. Dabei ist die Bildung von Lipofuszin lichtinduziert. Die Ablagerungen selbst sind toxisch und führen zum Absterben der Netzhautzellen. Lipofuszin wirkt zusätzlich als Photosensibilisator, der vermehrt Lichtenergie absorbiert und oxidative Prozesse triggert. Als Schutz vor diesen oxidativen Prozessen befinden sich im Bereich der Makula hohe Konzentrationen an Makulapigment (Lutein und Zeaxanthin), die zusammen mit Melanin wie eine innere Sonnenbrille wirken und einen starken antioxidativen Effekt besitzen. Melanin in der Aderhaut und im Pigmentepithel bietet zusätzlichen Schutz. Es absorbiert Photonenenergie und wandelt sie in harmlose kinetische Energie um. Zudem ist es ein effektiver Radikalfänger. Wie groß die Bedeutung des Melanins für die Pathogenese der AMD ist, zeigt die Tatsache, dass Menschen mit wenig pigmentierten, also hellen Augen, ein höheres AMD-Risiko haben. Die altersbedingte Makuladegeneration wird auch als Erkrankung der Blauäugigen bezeichnet.

 

Bei jüngeren Menschen sind die gelben Pigmente Lutein und Zeaxanthin, die für den Namen »gelber Fleck« verantwortlich sind, noch in hohen Konzentrationen vorhanden. Ab dem 40. Lebensjahr und mit zunehmender Katarakt nehmen diese antioxidativen Substanzen im Makulabereich ab. Ein oxidativer Schaden der Makula wird mit zunehmendem Alter und zusätzlicher Lichtexposition daher wahrscheinlicher. Aus diesem Grund rät auch der Berufsverband der Augenärzte zum Tragen einer geeigneten Lichtschutzbrille. Diese sind vor allem bei Kindern notwendig, da diese noch besonders klare Linsen ohne den Schutz von Trübungen besitzen. Da ähnlich wie bei der Haut UV-bedingte Schäden der Augen mit der Zeit kumulieren, sollten Kinder die direkte Sonneneinstrahlung weitestgehend meiden und möglichst früh mit dem Tragen einer geeigneten Sonnenbrille anfangen.

 

Der richtige Sonnenschutz

 

Jede Lichtschutzbrille sollte UV-Schutz 400 besitzen, also Strahlung bis zu einer Wellenlänge von 400 nm fast vollständig ausfiltern. Der Schutz sollte als UV-400 auf den Gläsern vermerkt sein, die Tönung der Gläser allein ist kein ausreichendes Indiz für den Lichtschutz. Auch für farblose Korrekturbrillen und Kontaktlinsen ist ein UV-Filter empfehlenswert. 100 Prozent UV-Schutz bedeutet nach der EU-Norm 1863 aber nur UV-Schutz bis 380 nm und bietet leider keinen Blaufilter für die Bereiche über 400 nm.

 

Die Durchlässigkeit von Sonnenbrillen sollte im UV-Bereich unter 0,5 Prozent, im Blaulichtbereich 2 bis 8 Prozent, im Rot-Grün-Bereich 10 bis 40 Prozent und im Infrarotbereich unter 50 Prozent betragen. Dies gewährleistet eine gute Kontrastierung, geringe Blendung, eine zum Teil erhöhte Sehschärfe sowie eine Reduktion von Augenschäden. Zu beachten ist, dass die meisten phototropen (selbsttönenden) Gläser keinen ausreichenden Blauschutz besitzen. Die Brille sollte gegen Streulicht von allen Seiten gut schützen und möglichst großflächig neben den Augen auch die Augenbrauen und den seitlichen Gesichtsrand abdecken.

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