Schockbilder wirken |
08.06.2016 09:26 Uhr |
Von Annette Mende / Fotos auf Zigarettenschachteln, die die negativen Folgen des Rauchens für die Gesundheit zeigen, führen tatsächlich dazu, dass mehr Raucher einen Aufhörversuch unternehmen, als wenn lediglich in einem Warntext auf die Gefahren hingewiesen wird.
Das belegt eine Untersuchung von Forschern um Dr. Noel Brewer von der University of North Carolina in Chapel Hill, die gerade im Fachjournal »JAMA Internal Medicine« erschien (DOI: 10.1001/jamainternmed.2016.2621).
Schockbilder auf Zigarettenpackungen – hier eine spanische Schachtel – sind seit Ende Mai auch in Deutschland Vorschrift.
Foto: picture alliance
Der Effekt war zwar nur gering ausgeprägt, doch liefert die Studie in der aktuell in den USA geführten Diskussion um die Einführung solcher Bilder den Befürwortern ein wichtiges Argument. In Deutschland sind abschreckende Fotos auf Zigarettenschachteln seit Kurzem Pflicht.
An der vierwöchigen Studie nahmen 2149 Raucher in den Bundesstaaten Kalifornien und North Carolina teil, 1901 beendeten die Studie. Sie besuchten einmal pro Woche das Studienzentrum und brachten dabei jedes Mal ihren Bedarf an Zigaretten für die folgende Woche mit. Studienmitarbeiter beklebten die Packungen randomisiert entweder mit textlichen oder bildlichen Warnhinweisen. Den Probanden wurde gesagt, dass es in der Studie darum ginge, herauszufinden, wie Raucher die Etiketten auf Zigarettenpackungen verstehen.
Während des Beobachtungszeitraums unternahmen 40 Prozent der Teilnehmer in der Bildergruppe einen Aufhörversuch, in der Textgruppe waren es nur 34 Prozent. Mit der Zigarettenabstinenz für mindestens sieben Tage durchgehalten hatten am Ende 5,7 Prozent der bildlich gewarnten Raucher, von den anderen dagegen nur 3,8 Prozent. »Diese Unterschiede scheinen bescheiden, doch können sie auf Bevölkerungsebene durchaus einen substanziellen Effekt haben«, so die Autoren.
Die Studie hat einige Schwächen. So bleibt unklar, wie die Bilder über einen längeren Zeitraum wirken. Denkbar wäre etwa, dass sich der Schockeffekt mit der Zeit abnutzt und Raucher trotz der detailreichen Darstellungen von Raucherlungen, kaputten Zähnen und sterbenden Lungenkrebs-Patienten wieder unbeirrt zum Glimmstängel greifen. Auch könnte der Wille, mit dem Rauchen aufzuhören, in der Studienpopulation überdurchschnittlich stark ausgeprägt gewesen sein – immerhin waren es Raucher, die sich von sich aus um die Teilnahme an der Studie beworben hatten.
Die Autoren glauben dennoch, dass ihr Ergebnis für die Einführung abschreckender Bilder auf Zigarettenpackungen auch in den USA spricht. Diese wurde dort bereits 2009 beschlossen, die Tabakindustrie stoppte jedoch 2012 die Umsetzung per Gerichtsentscheid. Zur Begründung hieß es, die Verbraucherschutzbehörde FDA habe nicht den geringsten Beleg dafür, dass die Bilder tatsächlich das Rauchen reduzieren. /