»ARMIN ist unsere Zukunft« |
06.06.2016 16:27 Uhr |
Von Christina Müller, Berlin / Friederike Zühl steht seit rund vier Wochen an der Spitze des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Mit der PZ spricht die neue BPhD-Präsidentin über interprofessionelle Zusammenarbeit, die Perspektiven des Apothekerberufs und Möglichkeiten, die praktische Ausbildung zu verbessern.
PZ: Sie haben in Leipzig studiert und waren dort in der Fachschaft aktiv. Kein leichter Job – hilft Ihnen Ihr langer Atem auch bei der BPhD-Arbeit?
Zühl: Auf jeden Fall. Wer seine politischen Ziele durchsetzen möchte, muss immer am Ball bleiben und darf nicht aufgeben. Wir haben in Leipzig unermüdlich für den Erhalt der Pharmazie gekämpft. Das war nicht einfach, aber mittlerweile ist klar, dass der Studiengang bleibt. Die Frage ist, in welcher Form. Angedacht sind Kooperationen mit der Universität Halle oder mit der medizinischen Fakultät in Leipzig. Gerade die Vernetzung mit den Humanmedizinern halte ich mit Blick auf die Ziele des BPhD für sehr attraktiv.
PZ: Was genau sind Ihre Ziele mit dem BPhD?
Zühl: Wir haben mit den Human-, Zahn- und Tiermedizinern eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, um den interprofessionellen Austausch bereits im Studium zu fördern. Wir wollen von Anfang an Kontakt zwischen den einzelnen Disziplinen herstellen und zeigen, welche Chancen in der Kooperation von Arzt und Apotheker liegen.
PZ: Glauben Sie, die verbesserte Zusammenarbeit mit den Ärzten könnte dazu beitragen, dass die Arbeit in der Offizin für junge Apotheker attraktiver gestaltet wird?
Zühl: Absolut. In Leipzig war die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) ein großes Thema. Das Medikationsmanagement und die intensive Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker sind für die Absolventen sehr reizvoll. Viele meiner Kommilitonen haben gezielt nach Ausbildungsapotheken gesucht, die daran teilnehmen. Wir müssen den Schwung aus Projekten wie ARMIN mitnehmen und diese Modelle zu unserer Zukunft machen.
PZ: Ist auch die Reform des Studiums noch ein Thema beim BPhD?
Zühl: Natürlich. In diesem Punkt werden wir nicht locker lassen. Eine Umfrage, die wir kürzlich unter den Pharmaziestudierenden aller Studienstandorte durchgeführt haben, hat ergeben, dass sich viele einen deutlich höheren Anteil an klinisch-pharmakologischen Inhalten wünschen. Um das entsprechende Wissen effektiv vermitteln zu können, bedarf es einer Verlängerung der Studiendauer. Der BPhD drängt nach wie vor darauf, den universitären Teil der Ausbildung mit der geplanten Änderung der Approbationsordnung anzupassen. Seien wir mal ehrlich: Die meisten Pharmazeuten benötigen ohnehin mindestens ein Semester mehr als vorgesehen, weil irgendwann der Punkt kommt, an dem sie dieses enorme Pensum nicht mehr stemmen können oder sich bewusst mehr Zeit nehmen, um die Studieninhalte zu vertiefen.
PZ: Was halten Sie von der Idee, bestimmte Studieninhalte zugunsten anderer zu streichen?
Zühl: Sicherlich wäre an einigen Stellen eine Verschlankung des Curriculums möglich. Wir wollen aber weiterhin ein universitärer Studiengang mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung bleiben. Wenn wir bestimmte akademische Inhalte ausklammern und nur noch anwendungsbezogen lehren, laufen wir Gefahr, an die Fachhochschulen verlegt zu werden. Das wollen wir unbedingt vermeiden.
PZ: Sie selbst sind bereits im praktischen Jahr. Wie empfinden Sie den Schritt von der Uni hinein in die Praxis?
Zühl: Momentan arbeite ich bei Berlin-Chemie in der Qualitätssicherung. Die Herausforderung Offizin steht mir also noch bevor. Ich habe meine Apotheke nach klaren Kriterien ausgesucht und freue mich darauf. Es ist mir wichtig, eine strukturierte Ausbildung zu bekommen. Das ist leider nicht überall der Fall.
PZ: Sehen Sie eine Möglichkeit, das zu ändern?
Zühl: Aus meiner Sicht sollten viel mehr Apotheken den Ausbildungsleitfaden der Bundesapothekerkammer nutzen. Es würde sich auch anbieten, die Inhalte in das dritte Staatsexamen einfließen zu lassen. So würde die Prüfung vereinheitlicht und die Absolventen hätten ein Gerüst, an dem sie sich beim Lernen orientieren könnten. /