Mineralisierungsstörung immer häufiger |
29.05.2018 10:38 Uhr |
Von Annette Mende / Bis vor Kurzem war sie noch weitgehend unbekannt, jetzt ist sie teilweise schon häufiger als Karies: Die Zahn-Mineralisierungsstörung Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) betrifft immer mehr Kinder und Jugendliche.
Das meldet die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Laut der Deutschen Mundgesundheitsstudie seien durchschnittlich 10 bis 15 Prozent der Kinder von MIH betroffen, bei den Zwölfjährigen sogar mehr als 30 Prozent. »Es lässt sich von einer neuen Volkskrankheit sprechen«, so die DGZMK.
Von der MIH betroffene Zähne zeigen gelb-braune Flecken.
Foto: Schmoeckel/Splieth
Bei der MIH werden zu wenige Mineralien in den Zahnschmelz von einzelnen oder mehreren Molaren (Backenzähnen) und/oder Inzisiven (Schneidezähnen) eingelagert, was den Schmelz porös macht. Die Mineralisationsstörung kann sich dabei auf einzelne Höcker oder aber die gesamte Zahnoberfläche erstrecken. Die betroffenen Zähne sind sehr schmerzempfindlich und besonders kariesanfällig.
Warum die Häufigkeit der MIH, die erst seit 30 Jahren bekannt ist, so stark zugenommen hat, lässt sich nur mutmaßen, da die Auslöser der Störung unbekannt sind. Eine wesentliche Rolle scheinen laut DGZMK Weichmacher aus Kunststoffen zu spielen, vor allem Bisphenol A, die mit die Nahrung aufgenommen werden. Die Schmelzentwicklung der ersten Backen- und Schneidezähne beginnt bereits im Mutterleib zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dauert bis zum vierten Lebensjahr an. Die potenziell sensible Zeitspanne ist also sehr groß. Neben Bisphenol A werden Probleme während der Schwangerschaft, Infektionen wie Windpocken, Antibiotika, Dioxine sowie chronische Erkrankungen der oberen Atemwege des Kindes diskutiert. /