Spreu oder Weizen? |
23.05.2007 14:47 Uhr |
Wohl nie zuvor war das Informationsangebot, sei es im Fernsehen, in den Printmedien oder im Internet, so vielfältig wie heute. Der viel zitierte mündige Bürger könnte somit auch ein aufgeklärter sein, der seine Entscheidungen sachlich abwägend auf der Grundlage dieser Informationen trifft. Wie aber soll der interessierte, jedoch im Grunde nicht fachkundige Laie die Spreu vom Weizen unterscheiden? Welche Angebote sind verlässlich, von welchen sollte man lieber die Finger lassen?
Ein Beispiel ist der Versandhandel mit Arzneimitteln. Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. hat mit einer Studie deutlich aufgezeigt, wie dubios die Bezugsquellen sein können und welche Risiken dort mit einer Bestellung verbunden sind. Es wird zwar immer wieder davor gewarnt, Arzneimittel über das Internet zu bestellen, wenn Zweifel an der Seriosität des Anbieters bestehen. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass nicht wenige Menschen der Verlockung erliegen, schnell und diskret ein Arzneimittel zu erhalten, das ihre Probleme zu lösen verspricht.
Sicherlich ist es unbequem, vor Risiken zu warnen. Es ist aber unsere Pflicht. Und es erhöht unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir die Patientinnen und Patienten über Spreu und Weizen aufklären. Dies gilt auch für die sogenannten »Wundermittel«. Es gibt sicherlich Produkte, die zwar nicht schaden, die aber keinen Nutzen für den Patienten haben. Die Palette ist äußerst vielfältig und wird ständig um neue »Errungenschaften« bereichert. Auch hier sind wir als Fachleute gefragt. Hier können und müssen wir Position beziehen, auch wenn es mitunter schwierig und eine Gratwanderung ist, gegen die Interessen der Vertreiber dieser Produkte und ihre Aussagen anzukommen.
Es wird immer wieder angemerkt, dass es nicht leicht ist, über Produkte, die keine Arzneimittel sind, valide Informationen zu erhalten. Dies ist in der Tat ein Problem. Die Hersteller sind nicht dazu verpflichtet, Informationen zur Verfügung zu stellen, da es keine dem Arzneimittelgesetz vergleichbaren Regelungen gibt. Es gibt aber eine Reihe allgemeingültiger Kriterien, anhand derer man die Seriosität der Aussagen überprüfen kann (siehe auch PZ 15/07). Und aufgrund unserer Aus- und ständigen Fortbildung können wir die Produkte bewerten und den Patienten informieren.
Stichwort Fortbildung: Vom 3. bis 8. Juni findet zum 45. Mal der Internationale Fortbildungskurs Pharmacon in Meran statt. Thematisch wird ein weiter Bogen gespannt von Vorträgen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hormone, Pharmakoökonomie, Klinische Pharmazie sowie die Bewertung von Arzneimitteln bis hin zu Seminaren zu arzneimittelbezogenen Problemen und zur Pharmazeutischen Betreuung. Ich würde mich freuen, Sie in Meran begrüßen zu können.
Magdalene Linz
Präsidentin der Bundesapothekerkammer