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Ein Schritt voran

23.05.2018  10:18 Uhr

Ein Schritt voran

Nach einigem Hin und Her sieht es so aus, als würde der Einsatz von ­Sta­tionsapotheker in niedersächsischen Krankenhäusern bald zur Pflicht werden. Dass das Landeskabinett in Niedersachsen einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt hat, ist eine gute Nachricht (lesen Sie dazu Stationsapotheker: Niedersachsen legt Gesetzentwurf vor). Durch den Gewinn an Qualität in der Versorgung profitieren ­natürlich an erster Stelle die Patienten. Aber auch für den Berufsstand ist das Vorhaben ein wichtiges und positives Zeichen.

 

Bereits die rot-grüne Vorgängerregierung in Niedersachsen wollte in einem neuen Krankenhausgesetz die verpflichtende Anstellung von Sta­tionsapothekern verankern. Die neue Landesregierung, die Große Koalition aus SPD und CDU, setzt dieses Vorhaben nun fort. Das war nicht zwangsläufig so zu erwarten, da Stationsapotheker im neuen Koalitionsvertrag nicht einmal Erwähnung finden. Umso erstaunlicher und positiver ist es, dass der aktuelle Gesetzentwurf sogar noch ein Stück weiter geht als der erste. Denn es findet sich darin nun zusätzlich der Hinweis, dass Medikationsmanagement und -analyse zu den Kernaufgaben der Stations­apotheker zählen sollen.

 

Stimmt der Landtag dem Gesetz zu, wäre das ein wichtiges Zeichen für ganz Deutschland. Der Schritt zum flächendeckenden Einsatz von Apothekern auf Station in allen deutschen Kliniken wäre dann nicht mehr so groß.

 

Wichtig wird es nun sein, mit Kritikern und Gegnern der geplanten ­Novelle im Gespräch zu bleiben, ihnen gute Argumente für den Einsatz von Stationsapothekern zu liefern und Einwände zu entkräften. So hatten zuletzt unter anderem die Krankenhäuser kritisiert, dass nicht genug qualifizierte Apotheker für diese Arbeit bereitstünden. Tatsache ist jedoch, dass Kliniken durch eine mehrjährige Übergangsfrist ausreichend Zeit ­haben werden, Apotheker einzustellen. Zudem wird das Projekt sicher nicht am Fortbildungswillen der Pharmazeuten scheitern. So liegt die Weiterbildungsquote zum Fachapotheker für Klinische Pharmazie unter Krankenhausapothekern bei fast 100 Prozent. Auch an entsprechend qualifiziertem Berufsnachwuchs fehlt es nicht. Das belegt nicht zuletzt der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland: Er fordert ­bereits seit Jahren eine Neugewichtung der Inhalte im Studium zugunsten der Klinischen Pharmazie.

 

Sven Siebenand 

Stellvertretender Chefredakteur

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