Der Ton wird schärfer |
21.05.2014 10:40 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Seit Monaten ringen Angestellte und Apothekenleiter um einen neuen Bundesrahmentarifvertrag. Die Apothekengewerkschaft Adexa wirft der Arbeitgeberseite nun vor, die Verhandlungen bewusst zu verschleppen.
Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) sei »offensichtlich handlungsunfähig oder -unwillig«, heißt es in einer Pressemitteilung der Adexa. Zwar habe der Verband Gesprächsbereitschaft signalisiert, echte Verhandlungen lehne er jedoch ab.
Hauptstreitpunkt ist die Vergütung der Angestellten in Notdiensten. Die Gewerkschaft fordert, Mitarbeiter vor allem für Dienste zwischen 22 und 8 Uhr besser zu honorieren. Hintergrund dieser Forderung ist die im vergangenen August neu eingeführte Notdienstpauschale. Apotheken erhalten seitdem für jeden Notdienst einen festen Zuschuss. Adexa will nun erreichen, dass auch die Angestellten von diesem Geld direkt profitieren.
Keine Zugeständnisse
In diesem Punkt ist der ADA jedoch zu keinen Zugeständnissen bereit. Der Verband sieht in der Pauschale eine reine Strukturkomponente für Apotheken, die für Lohnerhöhungen nicht zur Verfügung steht. Ohnehin erhielten die Angestellten bereits einen Teil des Geldes, das die Politik den Apothekern zugestanden habe, sagte der ADA-Vorsitzende Theo Hasse der PZ. So stiegen die Löhne nach einer Anpassung im vergangenen Jahr im Juli um weitere 1,5 Prozent. »Wir lassen die Angestellten wirklich nicht im Regen stehen.«
Die Adexa sieht das anders. Die Arbeitgeber missachteten die Belange ihrer Mitarbeiter, so die Gewerkschaft. Sie vermutet hinter der Haltung des ADA eine schlichte Strategie. So versuche der Verband, die Verhandlungen über den Rahmenvertrag bis 2015 hinauszuzögern, wenn die nächsten Gehaltsverhandlungen anstehen. Daraus erhofften sich die Arbeitgeber offenbar eine bessere Verhandlungsposition, heißt es bei der Adexa. Der ADA ist Hasse zufolge durchaus bereit, weitere Verhandlungen über den Bundesrahmentarifvertrag zu führen. Eine bessere Vergütung im Notdienst sei allerdings ausgeschlossen. /
Wer einen anderen davon überzeugen will, etwas Unbequemes zu tun, braucht dazu gute Argumente. Sie müssen dem Empfänger einleuchten und sollten ihm bestenfalls deutlich machen, dass auch er selbst davon einen Nutzen hat.
In der Apotheke sind gute Argumente ständig gefragt. »Der Doktor hat mir hier dieses neue Medikament verordnet, aber ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich das überhaupt einnehmen soll. Ich bin ja eigentlich gar nicht krank«. Jeder Apotheker kennt solche Aussagen von Kunden, wenn sie zum Beispiel eine antihypertensive Therapie beginnen sollen, obwohl der hohe Blutdruck ihnen keine akuten Beschwerden bereitet. Als pharmazeutische Fachkraft leuchtet einem die Notwendigkeit der Medikation unmittelbar ein, doch wie erklär’ ich’s meinem Kunden? Indem ich ihm klar mache, was für ihn persönlich auf dem Spiel steht, wenn er sich nicht an die Anweisungen des Arztes hält. Ihm erkläre, warum er nicht seinem Arzt einen Gefallen tut, indem er die Tabletten einnimmt, sondern sich selbst.
Eine große Studie aus Schweden liefert nun ein starkes Argument, um Patienten mit Vorhofflimmern von der Notwendigkeit der gerinnungshemmenden Therapie zu überzeugen (lesen Sie dazu Studie: Antikoagulanzien senken Demenzrisiko). Weil sich aufgrund der unbehandelten Herzrhythmus-Störung häufig große und kleine Thromben bilden, haben diese Patienten nicht nur ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko, sie entwickeln auch häufiger eine Demenz als der Bevölkerungsdurchschnitt. Nun konnten die Forscher vom Karolinska Institut in Stockholm zeigen, dass orale Antikoagulanzien – außer der bereits ausreichend belegten Wirksamkeit in der Schlaganfall-Prävention – höchstwahrscheinlich auch vor einer Demenz schützen können. Laut den Autoren schreckt eine drohende Demenz Patienten oft mehr als die Möglichkeit eines Schlaganfalls. Sie raten daher Heilberuflern, dieses Argument zu benutzen, um die Compliance zu verbessern.
Dass das dringend nötig ist, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie: Nur etwas mehr als die Hälfte der Patienten nahm während des gesamten Beobachtungszeitraums den verordneten Gerinnungshemmer ein. Jeder Zweite setzte die eigentlich indizierte Medikation also irgendwann ab – aus welchen Gründen auch immer. Diese Patienten zu identifizieren, ihre Vorbehalte gegen die Therapie zu erkennen und argumentativ gegenzuhalten, ist eine zentrale Aufgabe für uns Apotheker.
Annette Mende
Redakteurin Pharmazie