Umdenken nötig |
07.05.2014 10:04 Uhr |
Von Anna Hohle, Berlin / Fehlervermeidung beginnt in den Köpfen des Personals. Zu diesem Fazit kam der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) bei der Vorstellung seiner Begutachtungsstatistik für das Jahr 2013 in Berlin.
Falsche Medikamentendosis, verkehrtes Bein operiert: Solche und ähnliche Fehler passieren trotz bester Vorsätze immer wieder im deutschen Medizinbetrieb. 14 600 Gutachten aufgrund vermuteter Behandlungsfehler hat der MDK Im vergangenen Jahr erstellt. Das gab die Organisation am Dienstag bekannt.
Im Jahr davor waren es noch 2000 Verdachtsfälle weniger gewesen. Laut Stefan Gronemeyer, leitender Arzt und Vize des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbands, ist ein Grund für den Anstieg die größere Bekanntheit des MDK. Je mehr Patienten von einer solchen Einrichtung wüssten, desto mehr würden sich auch an sie wenden, so Gronemeyer. Auch das 2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz habe dazu beigetragen.
Weniger bestätigte Fälle
Allerdings kam der MDK nur bei einem Viertel (3700) der 2013 eingereichten Fälle zu dem Ergebnis, dass tatsächlich ein Behandlungsfehler vorlag. 2012 war dies noch 3900 Mal der Fall gewesen. Der Anteil der bestätigten Fälle ist damit nicht gestiegen, sondern gesunken.
Die meisten der beim MDK eingegangenen Beschuldigungen richteten sich 2013 gegen Orthopäden und Chirurgen. »Im Verhältnis zur Zahl der Vorwürfe wurden die meisten Behandlungsfehler aber in der Pflege und in der Zahnmedizin bestätigt«, erklärte Astrid Zobel vom MDK. Daraus sei jedoch kein Rückschluss auf besonders fehlerträchtige Behandlungen zu schließen, schließlich spiele auch die Häufigkeit solcher Eingriffe insgesamt eine Rolle.
Zwar gibt es bereits Meldesysteme für Behandlungsfehler. Sie sind laut Hardy Müller, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, jedoch noch viel zu wenig aufeinander abgestimmt. Es müssten Standards geschaffen werden, sagte Müller bei der Vorstellung der MDK-Statistik. Nötig seien etwa flächendeckende Checklisten und Teamtrainings. Die größte Veränderung aber müsse sich in den Köpfen der Mitarbeiter abspielen, um etwa Standards wie eine optimale Handhygiene wirklich einzuhalten: »Wir brauchen eine Sicherheitskultur bei allen Akteuren des Gesundheitswesens.« /