Bei Neurodermitis keine Evidenz |
07.05.2013 17:06 Uhr |
Von Ulrike Viegener / Für Nachtkerzenöl und Borretschöl hat eine aktuelle Sichtung kontrollierter Studien keinen Wirksamkeitsnachweis bei Neurodermitis erbringen können. Die Evidenz sei so gering, dass weitere Studien kaum zu rechtfertigen sind, so die Autoren.
Nachtkerzenöl und Borretschöl, die oral eingenommen werden, sind bei Neurodermitikern als Alternative zu Steroiden und anderen Externa beliebt. Die Rationale für diese Therapie besteht darin, dass beide pflanzliche Öle reich an γ-Linolensäure sind, die bei entzündlichen Hautveränderungen eine Rolle spielen soll. In einer methodisch aufwendigen Literaturanalyse, die in der Cochrane Library publiziert wurde, fand sich allerdings kein Hinweis in diese Richtung (doi: 10.0002/14651858.CD00 4416.pub2). Weder im Arzturteil noch im Patientenurteil schnitten Nachtkerzenöl beziehungsweise Borretschöl besser ab als Placebo (Olivenöl, Paraffinöl).
Der Name Nachtkerze (Oenothera biennis) kommt daher: Die hellgelben Blüten öffnen sich erst, wenn es dunkel wird und leuchten wie Kerzen in der Dämmerung.
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Insgesamt wurden 27 kontrollierte Studien an insgesamt 1596 Patienten ausgewertet: 19 Studien mit Nachtkerzenöl und acht Studien mit Borretschöl. Die pflanzlichen Öle wurden abends über drei bis 24 Wochen oral eingenommen.
Das sehr heterogene Datenmaterial ließ nur im Fall des Nachtkerzenöls eine Metaanalyse zu. Es wurden sieben placebokontrollierte Studien gepoolt, in denen der Effekt auf die Hautsymptomatik mittels visueller Analogskala von 0 bis 100 durch die behandelnden Ärzte und/oder durch die Patienten beurteilt wurde. In dieser Metaanalyse war gegenüber Placebo kein signifikanter therapeutischer Nutzen des Nachtkerzenöls festzustellen. Die Analyse der verschiedenen Studien mit Borretschöl kommt zu einem gleichlautenden Ergebnis.
In einer separaten Analyse wurde die Verträglichkeit der beiden Pflanzenöle überprüft. Sowohl Nachtkerzenöl als auch Borretschöl lösen demnach relativ häufig gastrointestinale Nebenwirkungen aus, die aber in der Regel mild und vorübergehend sind. Bei den ausgewerteten Studien handelt es sich – wie die Autoren betonen – durchweg um Kurzzeit-Studien, sodass eine Aussage über die Langzeitverträglichkeit nicht möglich sei. Hintergrund für dieses Statement sind episodische Berichte, denen zufolge es bei Langzeitanwendung von Nachtkerzenöl zu Thrombosen und Immunsuppression kommen kann. Auch ist ein erhöhtes Blutungsrisiko infolge Interaktion von Nachtkerzenöl mit Warfarin beschrieben. /