Das Team gewinnt |
26.04.2016 16:17 Uhr |
»Du gewinnst nie allein. An dem Tag, an dem du was anderes glaubst, beginnst du zu verlieren«, sagte Mika Häkkinen einmal. Mit dieser Überzeugung gewann der Rennfahrer zwei Weltmeistertitel. Es scheint, die Briten haben sich dieses Credo auf die Fahnen geschrieben: Sie setzen nämlich ebenfalls auf Teamwork, um ihr Gesundheitssystem erfolgreich zu machen. Die Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern hat auf der Insel einen hohen Stellenwert. Erst kürzlich hat der National Health Service beschlossen, weitere 142 Millionen Euro zu investieren, um bis 2020 in jeder Hausarztpraxis einen Apotheker anzustellen (lesen Sie dazu Großbritannien: Apotheker entlasten Ärzte). Erste Auswertungen eines Pilotprojekts aus dem vergangenen Jahr haben gezeigt, dass die Arzneimittelversorgung und -therapie durch den Austausch der beiden Berufsgruppen deutlich besser funktioniert.
Während Großbritannien gerade Gas gibt, um Patienten in Sachen Medikation umfassender und effizienter zu beraten, steht Deutschland auf der Bremse. Hierzulande klammern sich die Ärzte an ihre Verantwortungshoheit, sie tun sich schwer, mit den Apothekern zusammenzuarbeiten. Statt bei Interaktionen auf das Know-how der Apotheker zu setzen, wünschen sich die Mediziner in ihrer Praxis eine Software, die dies übernimmt (lesen Sie dazu Medikationsplan: Ärzte managen Wechselwirkungen).
Die Apotheker bleiben außen vor. Während die Briten die »beachtliche Expertise« der Pharmazeuten in Zukunft weiter fördern wollen und ihnen in vielen Punkten der Arzneimittelversorgung sogar Mitverantwortung übertragen, dürfen Apotheker in Deutschland die Medikationspläne lediglich auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten aktualisieren. Dabei brauchen die Mediziner gerade hier Pharmazeuten, die sich mit Arzneimitteln gut auskennen.
In Zeiten eines immer teurer werdenden Gesundheitssystems sind Kooperationen gefragt, um effizient zu bleiben. Dabei wären Ärzte in manchen Fällen gut beraten, das Zepter aus der Hand zu geben – und dem Rat der Apotheker zu vertrauen. Auch der beste Formel-1-Pilot hätte keine Chance auf einen Sieg, würde er nicht auf die technische Beratung der Ingenieure setzen.
Jennifer Evans
Redakteurin Politik & Wirtschaft