US-Zulassung für ersten BCL-2-Inhibitor |
20.04.2016 10:28 Uhr |
Von Kerstin A. Gräfe / Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat den ersten BCL-2-Inhibitor zugelassen. Venetoclax (Venclexta®) darf angewendet werden bei Patienten mit vorbehandelter (rezidivierter oder refraktärer) chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) mit 17p-Deletion. Das Zulassungsgesuch bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA ist eingereicht.
Venetoclax ist ein oral bioverfügbarer BCL-2-Inhibitor. Das Protein BCL-2, das bei CLL und beim Non-Hodgkin-Lymphom exprimiert wird, spielt eine wichtige Rolle bei der Apoptose. Durch die BCL-2-Blockade wird vermutlich die Signalkaskade wiederhergestellt, die Krebszellen in den Zelltod treibt.
Venetoclax nimmt die Krebszelle ins Visier und treibt sie in den Zelltod.
Foto: Fotolia/psdesign1
Basis der Zulassung bildet die einarmige Phase-II-Studie M13-982 an 106 CLL-Patienten mit 17p-Deletion, die mindestens eine vorherige Behandlung erhalten hatten. Eine 17p-Deletion traggen etwa 3 bis 10 Prozent aller nicht vorbehandelten CLL-Patienten und rund 30 bis 50 Prozent der Patienten mit rezidivierter oder refraktärer Erkrankung. Betroffene haben mit den herkömmlichen Chemotherapien eine schlechte Prognose. Ihre mediane Lebenserwartung beträgt weniger als drei Jahre.
Die Probanden nahmen eine tägliche Dosis Venetoclax oral ein, wobei die Dosis innerhalb von fünf Wochen von 20 mg auf 400 mg gesteigert wurde. Bei 80 Prozent der Patienten wurde eine vollständige oder partielle Remission erreicht. Die durchschnittliche Zeit bis zum ersten Ansprechen betrug 0,8 Monate. Die durchschnittliche Dauer des Ansprechens war nach gut einem Jahr noch nicht erreicht.
Als häufigste Nebenwirkungen traten Durchfall, Übelkeit, Infektionen der oberen Atemwege und Müdigkeit auf. Zudem kann es zu Anämie, Neutropenie und Thrombozytopenie. Bei fünf Patienten wurde ein Tumorlyse-Syndrom beobachtet, das jedoch bei keinem der Probanden klinische Konsequenzen hatte. /