ASS schützt vor Präeklampsie |
16.04.2014 09:30 Uhr |
Von Ulrike Viegener / Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) senkt das absolute Risiko einer Präeklampsie um 2 bis 5 Prozent. Das hat eine aktuelle Sichtung der vorliegenden Studien ergeben. Intrauterine Wachstumsstörungen kommen um 1 bis 5 Prozent und Frühgeburten um 2 bis 4 Prozent seltener vor.
Präeklampsie mit Hypertonus und Proteinurie als Leitsymptomen ist eine Schwangerschaftskomplikation, die sowohl die Mutter als auch das Kind bedroht. Weltweit sterben jährlich rund 50 000 Frauen daran, wobei die Tendenz steigend ist. Beim Embryo kann es wegen uteroplazentarer Mangeldurchblutung zu Entwicklungsstörungen kommen, und die Sterblichkeit ist ebenfalls erhöht.
Abbildung 1: In Europa ist Deutschland hinter Großbritannien zurzeit das Land mit den meisten zur Verfügung stehenden OTC-Wirkstoffen (AESGP-Datenbank bis 2016) (1).
Die Ursache der Präeklampsie ist nicht abschließend geklärt, weshalb eine kausale Therapie nicht zur Verfügung steht. Umso wichtiger sind präventive Maßnahmen. Der Einsatz von ASS gründet sich auf Hinweise, dass bei den betroffenen Frauen in der Frühschwangerschaft Prostaglandine und andere Entzündungsmediatoren in den Blutkreislauf gelangen.
ASS wird schon seit fast 30 Jahren in dieser Indikation angewendet. Entsprechend komfortabel ist die Studienlage: Die Autoren des in der Online-Ausgabe der »Annals of Internal Medicine« veröffentlichten Reviews um Dr. Jillian T. Henderson von der U.S. Preventive Services Task Force konnten auf zwei große und 13 kleinere kontrollierte Studien bei Frauen mit hohem Präeklampsie-Risiko zurückgreifen , wobei sie die Qualität von acht Studien als gut einstuften. Hinzu kamen sechs kontrollierte Studien und zwei Beobachtungsstudien bei Frauen mit mittlerem Risiko (doi: 10.7326/M13-2844).
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die vorliegenden Studien übereinstimmend dafür sprechen, dass niedrig dosierte ASS einen präventiven Effekt im Hinblick auf die Präeklampsie entfaltet. Je höher das Risiko, desto größer sei der Nutzen. Hinweise auf unerwünschte Wirkungen hätten sich nicht ergeben, wobei die Studien allerdings nicht in der Lage seien, sehr seltene Ereignisse aufzudecken. Weiter betonen die Autoren, dass kaum Langzeitdaten vorhanden sind, und sie regen an, differenziert zu erforschen, ob Frauen mit unterschiedlichen Risikofaktoren möglicherweise unterschiedlich von der ASS-Gabe profitieren.
Beim aktuellen Kenntnisstand wird Frauen mit hohem Risiko grundsätzlich ab der zwölften Schwangerschaftswoche die tägliche Einnahme von niedrig dosierter ASS empfohlen. Die wichtigsten Risikofaktoren sind eine bereits früher aufgetretene Präeklampsie, Diabetes mellitus, chronischer Bluthochdruck, Nierenerkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen. Laut Henderson und Kollegen ist zu überlegen, die Empfehlung auf Frauen mit mittlerem Präeklampsie-Risiko, zum Beispiel Adipöse und Spätgebärende, auszuweiten. /