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Umfrage

Was erwarten die Apotheker von der Politik?

12.04.2017  09:50 Uhr

Ein Stimmungsbild der Apotheker zu den Erwartungen an die Politik präsentierte Mathias Schindl (Foto unten), Vorsitzender der Geschäftsführung der Wissensplattform Marpinion, gemeinsam mit Mathias Arnold (Foto oben), Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

 

Marpinion hatte kurz zuvor eine nicht repräsentative Umfrage unter rund 2200 Apothekern durchgeführt, davon rund zwei Drittel Angestellte und ein Drittel Inhaber. Auch die Teilnehmer des PZ-Management-Kongresses in Palma de Mallorca beteiligten sich live im Saal am Stimmungsbild.

Deutschland braucht keine Bedarfsplanung für die öffentlichen Apotheken. Auch in den kommenden zehn Jahren können Apotheker die wohnort­nahe und flächendeckende Versorgung überall in Deutschland garantieren, gesetzliche Änderungen sind nicht notwendig – das glaubten nur 42 Prozent bei der Online-Umfrage, aber die große Mehrheit im Saal. Viele kommentierten, dass die Voraussetzung ein schnelles Versandhandelsverbot sei. Die ABDA setzt laut Arnold weiter auf die Erfolgsformel Niederlassungsfreiheit plus Preisbindung plus Rx-Versandverbot.

 

84 Prozent der Apotheker wollen, dass das derzeit in Deutschland angewandte Honorarsystem pro abgegebener Rx-Packung erhalten bleibt. »Wir müssen dieses System weiterdenken, aber nicht komplett über Bord werfen«, kommentierte Arnold. Vorschläge waren zusätzliche Beratungshonorare oder eine Staffelung für besonders beratungsintensive Präparate. Die 16 Prozent, die nicht zustimmten, wollen dagegen eine vom Absatz unabhängige Vergütung.

 

Das Medikationsmanagement und andere pharmazeutische Dienstleistungen werden für die Apotheken immer wichtiger und steigern die Wirtschaftlichkeit – während mit dem ersten Teil dieser These wohl die meisten Apotheker einverstanden sind, gibt es beim zweiten Teil noch Zweifel. Und so stimmten 70 Prozent der Angestellten und nur 52 Prozent der Inhaber der Gesamtaussage zu. Viele merkten an, dass solche Leistungen auch bezahlt werden müssten. Ansonsten sei es nicht wirtschaftlich, aber immer positiv für die Patienten.

 

Muss sich die Hochschulausbildung der Pharmazeuten an die geänderten Anforderungen an die Apotheker anpassen? 96 Prozent der Apotheker meinen: Ja. Große Zustimmung gab es auch bei der Abstimmung im Saal. Mehr Pharmakologie, mehr Medizin, mehr Patient wünschen sich viele, aber auch das wissenschaftliche Niveau des akademischen Berufs soll erhalten bleiben. Arnold warnte vor einer Aufsplittung in Industrie- und Offizinapotheker in der Ausbildung.

Zu viel Regulierung belastet die Apotheken und muss abgebaut werden, damit Apotheken ihren Betrieb stärker gestalten können – dem stimmten 71 Prozent zu. Viele finden den aktuellen Dokumentationsaufwand zu groß. Unter den 29 Prozent, die nicht zustimmten, hieß es, die Regelungen zum Apothekenbetrieb und zur Qualitätssicherung kosteten zwar Zeit, müssten aber sein, schließlich sei das Arzneimittel eine Ware der besonderen Art. Auch der ABDA-Vizepräsident war der Meinung: »Wir müssen uns an ordnungspolitische Rahmenbedingungen halten, wir befinden uns schließlich in einem besonderen Markt.«

 

Drei Viertel der Apotheker finden, die Digitalisierung biete große Chancen und sollte schnell vorangetrieben werden. Die Befürworter sehen hier eine Qualitätsverbesserung zum Wohle der Patienten, die anderen 25 Prozent sorgen sich um persönliche Betreuung und den Datenschutz. »Mit der Digitalisierung ist es wie mit Arzneimitteln: Es gibt große Chancen, aber auch große Risiken«, kommentierte Arnold. Der Patienten­kontakt lasse sich digital nicht ersetzen.

 

In Zukunft werden Apotheken nur dann erfolgreich sein, wenn sie sich mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen vernetzen – dem stimmen 89 Prozent der Befragten zu. Viele waren der Meinung, man könnte die Patienten jetzt schon besser versorgen, wenn alle besser und ohne Vorbehalte zusammenarbeiten würden.

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