Gute Argumente, langer Atem |
09.04.2014 10:22 Uhr |
Punkt | Kinder | Erwachsene |
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Ursachen | eher genetische Veranlagung, angeborene Gefäßmissbildungen oder Herzerkrankung | klassische Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht |
Symptome | ähnlich wie bei Erwachsenen, bei Kleinkindern auch Krampfanfälle oder Einnässen | plötzliche Lähmungen, Seh- und/oder Sprachstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Gangunsicherheit |
Zeitpunkt der Diagnose | durchschnittlich 24 Stunden nach Auftreten | meist innerhalb weniger Stunden |
Therapie | intensivmedizinische Behandlung, Stellenwert der Lyse-Therapie unklar; hoher Stellenwert der Sekundärprophylaxe und Beseitigung der Risikofaktoren | Behandlung auf der Schlaganfall-Einheit (Stroke-Unit), Lyse-Therapie oder eventuell mechanische Thrombektomie bei ischämischem Schlaganfall; bei großen Schlaganfällen oder Blutungen gegebenenfalls Operation mit Schädelöffnung, umfangreiche Sekundärprophylaxe |
Von Ev Tebroke, Berlin / Er kennt sich aus in der gesundheitspolitischen Verbandsarbeit. Und er hat einen guten Draht zur Presse. Seit dem 1. April 2014 ist Reiner Kern Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
Zuvor leitete er gut 10 Jahre die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der politischen Kommunikation ist der promovierte Politikwissenschaftler sehr gut vernetzt. »Was die Beziehungen zu Journalisten angeht, habe ich eine gute Basis«, sagt Kern. Er habe gute Kontakte.
Die Verbandsarbeit der Apotheker ist ihm vor allem hinsichtlich der Kampagne zur Nacht- und Notdienstpauschale in guter Erinnerung. »Das war öffentlich sehr signifikant und erfolgreich«, sagt er. Grundsätzlich registriert Kern eine positive Entwicklung der berufsständischen Arbeit der Apotheker. Früher habe er die Apothekerschaft manchmal als recht polternd wahrgenommen. In den letzten ein bis zwei Jahren bemerke er aber eine andere Tonalität in der Lobbyarbeit, so der 48-Jährige. Er erlebt sie weniger aggressiv, dafür selbstbewusster, mit der Absicht, den Berufsstand breiter aufzustellen und ihn stärker in die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu integrieren. Die aktuelle Leitbilddebatte ist für Kern der gelebte Ausdruck dieser Neuausrichtung. »Die Zeit der hemdsärmeligen Raubeinigkeit ist in der gesundheitspolitischen Verbandsarbeit ein Auslaufmodell«, betont er dann auch. Er favorisiert gute Argumente.
Foto: Proteus Digital Health
Kern muss es wissen: Die politische Arbeit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Vita. Geboren in einem kleinen Dorf im Schwarzwald, ging er nach der Schule zum Studium der Politikwissenschaften zunächst nach Freiburg und dann nach Bonn, »in die Nähe der Politik«, wie Kern sagt. Dort hatte er schnell parallel zur Uni einen Job im Bundestag, arbeitete dann von 1994 bis 2002 für den Bundestagsabgeordneten Georg Pfannenstein (SPD). Seit 1999 ist er in Berlin.
In der Verbandsarbeit sind für den Kommunikationsprofi drei Punkte maßgeblich. Grundsätzlich legt er Wert auf einen engen Dialog zwischen Kammern und Verbänden für eine möglichst homogene Außendarstellung der ABDA. Vor allem ist ihm aber die Kommunikation mit den Mitgliedsorganisationen sehr wichtig. Hier will Kern den Austausch weiter ausbauen. »Ich möchte den Mehrwert der Verbandsorganisation für den Apotheker spürbar machen«, sagt er. Der Einzelne soll sehen, dass die Mitgliedschaft Vorteile bringt. Was die externe Kommunikation angeht, so setzt der neue Pressechef auf das Credo: »Sei kooperativ! Sei provozierbar! Sei nicht nachtragend!« Wichtig ist ihm ein offenes Verhältnis zu Journalisten und größtmögliche Transparenz.
In der Langstrecke geübt
Kern freut sich nun nach eigenen Angaben darauf, eines der größten Räder im Gesundheitswesen mitzudrehen. Dabei ist es von Vorteil, auch längerfristig das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Den langen Atem dafür hat er. »Ich laufe seit 20 Jahren Marathon«, erzählt er. Ein versierter Langstreckenläufer also. Für die perspektivisch ausgerichtete Arbeit bei der ABDA genau die richtige Kompetenz. /
Viele Patienten fühlen sich jedoch nach dem durchstrukturierten Versorgungspaket in der Klinik im Alltag allein gelassen. »Da ein konkretes Konzept für eine umfassende Nachsorge ebenso wie eine Qualitätskontrolle fehlen, hängt nicht nur viel von der Erfahrung des Hausarztes mit den komplexen Problemen von Schlaganfallpatienten ab, sondern auch vom Eigenengagement des Patienten und seiner Angehörigen«, betont Professor Dr. Andreas Meisel von der Klinik für Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin im Gespräch mit der PZ. Für den individuellen Beschwerdekomplex des Patienten sei ein umfassender Therapieansatz mit Medikamenten, Hilfs- und Heilmitteln nötig, der in der Praxis häufig nicht erreicht wird. Willkommene Unterstützung bietet ein Apotheker, der ermutigt und Kontakte zu geeigneten Ärzten, speziellen Beratungseinrichtungen oder Selbsthilfegruppen vermitteln kann. Zudem kann er die Betroffenen auf ihre Rechte, etwa in der Hilfsmittelversorgung, hinweisen.
Eine große Herausforderung ist die Umsetzung des in der Klinik Gelernten im Alltag. Aktivitäten wie Körperpflege, Anziehen, Essen oder Treppensteigen mögen im geschützten Bereich der Klinik gelungen sein, überfordern die Betroffenen aber im heimischen Umfeld. Faktoren wie Telefonklingeln oder nicht behindertengerechte Strukturen stören die Routine (13). Joebges rät, schon während der Rehabilitation zusammen mit den dortigen Experten ein Heimübungsprogramm zu erstellen. »Patienten können ihre wiedergewonnenen Fähigkeiten dann im Alltag zu Hause weiter trainieren und vielleicht sogar verbessern.«
In der Reha-Klinik erhalten Schlaganfall-Betroffene eine multidisziplinäre, individuell abgestimmte Behandlung, aber auch in der Nachsorge ist viel Training angesagt.
Fotos: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Neuere Programme beinhalten oft auch technische Hilfen, etwa beim Laufbandtraining mit Körpergewichtsentlastung. Eine per Elektromyogramm (EMG) gesteuerte Elektrostimulation soll dem Übenden helfen, verlorengegangene Bewegungsabläufe leichter wieder zu erlernen. Die Therapien erfordern viel Motivation vom Patienten. So ist er zum Beispiel aufgefordert, beim Forced-Use-Training gezielt die schwerer betroffene Körperseite für Aufgaben zu verwenden, um diese zu stärken. Eine Übersicht möglicher Therapien hat die Deutsche Schlaganfallhilfe zusammengestellt (www.schlaganfall-hilfe.de/therapieuebersicht).
Nach der Klinik: Wie geht es weiter?
Die Wirksamkeit der stationären Rehabilitationsbehandlung ist in Studien bestätigt. Haben sich Folgeschäden zurückgebildet, können Therapien auch teilstationär oder ambulant erfolgen (12). Ob nach der Rehabilitation in der Klinik eine Rückkehr nach Hause möglich ist, hängt von der Wohnsituation und der erzielten Selbstständigkeit ab. Bei guter Unterstützung, zum Beispiel durch einen Partner oder Familie, ist auch bei bleibenden Folgeschäden in der Regel ein Leben im alten Zuhause möglich. In anderen Fällen kann die Unterbringung in einer betreuten Einrichtung erforderlich sein.
Rückkehr ins Leben und den Beruf