50 Jahre Forschung bei Pascoe |
12.04.2011 15:48 Uhr |
Von Daniel Rücker, Gießen / Im Jahr 1918 gründete der Apotheker Friedrich Pascoe ein Unternehmen, das Naturarzneimittel herstellt. Seit nunmehr 50 Jahren forscht Pascoe am Standort Gießen.
Das Portfolio von Pascoe besteht vornehmlich aus pflanzlichen Arzneimitteln und Homöopathika. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts verließ sich das Unternehmen, wie damals viele Pharmafirmen auf erfahrungsmedizinische Belege für ihre Arzneimittel. Anfang der 1960er Jahre entschied sich das Unternehmen jedoch, nach wissenschaftlich belegbaren Wirksamkeitsnachweisen zu suchen. Eine Forschungsabteilung sollte dokumentierte und reproduzierbare Daten liefern.
Statt Glaube harte Fakten
Die heutige Geschäftsführung ist über die damalige Entscheidung immer noch glücklich. »Nur mit dem Glauben an die Wirksamkeit kann man heute keine Menschen mehr überzeugen«, sagt Annette Pascoe, Leiterin für internationales Marketing. Das gelte für Phytopharmaka wie für Homöopathika. In den vergangenen 50 Jahren hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 19 klinische Studien, 56 Anwendungsbeobachtungen sowie zahlreiche medizinische Datenerhebungen und Erfahrungsberichte vorgelegt. Besonders gern sprechen Pascoe und die wissenschaftliche Leiterin Dr. Gabriele Weiß über die Vergleichsstudie von Pascoe-Agil, Diclofenac und dem mittlerweile vom Markt genommenen Rofecoxib bei der Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen. Nach einer Behandlungsdauer von sechs Wochen sei der Rückgang der Schmerzen in den drei Patientengruppen annähernd gleich ausgefallen.
Hohe Bedeutung messen Pascoe und Weiß auch einer In-vitro-Untersuchung zu Passionsblumenextrakt bei. Hier habe man unter anderem zeigen können, dass der Extrakt die antidepressive Wirkung von Johanniskraut verstärke.
Geforscht wird aber auch zu homöopathischen Arzneimitteln, die es bei Pascoe nur in niedrigen Potenzen gibt. Von D 30 oder D 50 halten Weiß und Pascoe nicht so viel. Weiß berichtet von einer Studie mit Lymphdiaral Basistropfen bei Rückenschmerzen. Dabei ließen die Rückenschmerzen der 73 Verum-Patienten signifikant stärker nach als bei den 65 Placebo-Patienten.
Schnellere Wirkung
Ein weitere Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit liegt auf der Beschleunigung des Wirkeintritts. Weiß: »Naturmedizin wird oft eine verzögerte Wirkung unterstellt. Das konnten wir für einige Präparate widerlegen.« So zeigt das Passionsblumenpräparat schon nach 30 Minuten einen Effekt.
Annette Pascoe findet es selbstverständlich, dass ihr Unternehmen die Wirkung von Phytos wie Homöopathika gleichermaßen erforscht. Pascoe: »Ich halte nicht viel von den Schubladen Phytopharmaka und Homöopathika. Wir haben einfach unterschiedliche Medikamente mit unterschiedlichen Wirkweisen im Portfolio. Wichtig ist, dass diese dort eingesetzt werden, wo sie helfen können, egal zu welcher Arzneimittelgruppe sie gehören.«
Rund 160 Pascoe-Mitarbeiter stellen 200 Präparate her, neben homöopathischen Komplexarzneimitteln und Phytopharmaka auch Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel. Rund ein Drittel seines Umsatzes, über dessen Höhe das Unternehmen ungern redet, erwirtschaftet Pascoe im Ausland: in Österreich, Kanada und rund 30 weiteren Ländern. /