Wirkung besser vorhersagen |
01.04.2015 09:20 Uhr |
Von Annette Mende / Ob eine Depression durch eine Störung der Serotonin- oder Noradrenalin-vermittelten Neurotransmission ausgelöst wird, lässt sich möglicherweise an den Symptomen unterscheiden. Das könnte die antidepressive Pharmakotherapie künftig zielgerichteter machen.
Einer jetzt im Fachjournal »Translational Psychiatry« erschienenen Studie zufolge stehen bei Serotonin-Mangel depressive Verstimmung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit im Vordergrund, während Patienten mit Noradrenalin-Mangel eher unter Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche und Ängstlichkeit leiden (DOI: 10.1038/tp. 2015.25). Sollte sich dieses Ergebnis bestätigen lassen, könnte es die Auswahl geeigneter Arzneistoffe für depressive Patienten erleichtern. Diese erfolgt mangels eindeutiger Kriterien heutzutage meist nach dem Trial-and-Error-Prinzip.
Induzierter Neurotransmitter-Mangel
Verschiedene Neurotransmitter können eine Depression auslösen, wenn sie in einer Dysbalance sind.
Foto: Fotolia/kmiragaya
An der Studie nahmen 45 Personen teil, die in der Vergangenheit an einer Major Depression erkrankt waren, jetzt aber ohne Medikamente in vollständiger Remission waren. Als Kontrollgruppe dienten 40 Personen ohne aktuelle oder zurückliegende psychische Erkrankung. Mittels einer speziellen Diät beziehungsweise eines Tyrosin-Hydroxylase-Hemmers wurden entweder die Serotonin- oder die Noradrenalin-Speicher der Teilnehmer künstlich geleert. Die ehemals depressiven Patienten, nicht aber die Kontrollpersonen, entwickelten daraufhin depressive Beschwerden. Dabei dominierten je nach fehlendem Neurotransmitter unterschiedliche Symptome, schreiben die Autoren um Dr. Philipp Homan vom Universitätsklinikum Bern.
Unterschiede zeigten sich auch in der Aktivität verschiedener Hirnareale der Probanden, die die Forscher mittels Positronenemissions-Tomografie untersuchten. So führte die Noradrenalin-Depletion zu einem Anstieg der Aktivität im ventralen Striatum und einer Drosselung im orbitofrontalen Cortex, während der künstlich herbeigeführte Serotonin-Mangel die Aktivität des rechten präfrontalen Cortex und des posterioren Cingulums ankurbelte.
Zusammenhang nicht eindeutig
Diese Veränderungen im Gehirnstoffwechsel stellten sich im Fall des Noradrenalins als direkte Assoziation mit den induzierten depressiven Symptomen dar, dagegen war der Zusammenhang beim Serotonin weniger deutlich. Auf dem Weg zur Etablierung eindeutiger Entscheidungskriterien für die Auswahl eines geeigneten Antidepressivums ist diese Studie daher wohl nur ein erster Schritt. /